59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin
59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin
Umsetzbarkeit und Akzeptanz einer schriftlichen psychosozialen Anamnese im Alltag der allgemeinmedizinischen Versorgung – eine quantitative und qualitative Befragung
2Universität Rostock, Institut für Allgemeinmedizin, Rostock, Deutschland
Text
Hintergrund: Für die hausärztliche Betreuung wird eine frühzeitige psychosoziale Anamnese gefordert, idealerweise beim anamnestischen Erstgespräch, möglich aber auch bei anderen Beratungsanlässen. In unserer Studie prüfen wir den Einsatz eines die mündliche Anamnese ergänzenden psychosozialen Fragebogens.
Zielsetzung/Fragestellung: Bevor in umfangreichen Studien ein konsensfähiger psychosozialer Fragebogen entwickelt und validiert wird, soll diese Machbarkeitsstudie die Akzeptanz und Umsetzbarkeit eines psychosozialen Fragebogens im hausärztlichen Alltag eruieren.
Material und Methoden: Mangels eines konsentierten und validierten deutschsprachigen psychosozialen Anamnesebogens für die allgemeinmedizinische Praxis wurden ein – vorläufiger – Anamnesebogen sowie ein Evaluationsbogen für die Patient:innen entwickelt. Von 10 allgemeinmedizinischen Prüfpraxen im Münsterland sollten drei Praxen zunächst bei bis zu 10 Patient:innen in einer Pilotphase den Anamnesebogen einsetzen, danach alle Praxen in der Hauptphase der Studie bei jeweils 20 Patient:innen. Einschlusskriterien für die Patient:innen waren gute deutsche Sprachkompetenz, ein Alter von 18 bis 65 Jahren und ein Erstkontakt, ein Check-Up oder ein Disease-Management-Termin als Beratungsanlass. Ausschlussgrund war eine bereits vorliegende umfangreiche psychosoziale Anamnese. Der zum Beratungstermin mitgebrachte ausgefüllte Anamnesebogen wurde je nach Situation durch ein vertiefendes Gespräch ergänzt und verblieb in der Praxis. Danach erhielten die Patient:innen den Evaluationsbogen, den sie ausfüllten und anonymisiert an das Studienzentrum sandten. Die teilnehmenden Prüfärzt:innen, in der Pilotphase auch die hauptverantwortlichen medizinischen Fachangestellten, wurden in Gruppengesprächen, ggf. auch in Einzelinterviews, am Ende der Pilot- bzw. der Hauptprüfphase zu ihrer Einschätzung des Anamnesebogeneinsatzes befragt. Die Items der Evaluationsfragebögen wurden quantitativ, die Freitexte qualitativ ausgewertet. Die Interviews der Prüfärzt:innen und MFAs wurden aufgezeichnet, transkribiert und mittels qualitativer Inhaltsanalyse ausgewertet.
Ergebnisse: Eine Prüfpraxis hat die Studie abgebrochen. Insgesamt konnten neben den Interviews 102 zurückgesandte Patientenevaluationen ausgewertet werden. Zum DEGAM-Kongress werden erste Ergebnisse vorliegen.
Diskussion: Trotz Limitationen (Bias bei der Patientenselektion, Einsatz eines unvalidierten Anamnese- und Evaluationsfragebogens) lassen sich Hypothesen zum Einsatz eines psychosozialen Anamnesefragebogens bilden.
Take Home Message für die Praxis: Wird zum Kongress präsentiert.