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59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) e.V.
01.-03.10.2025
Hannover


Meeting Abstract

Die Inanspruchnahme urologischer Früherkennungsuntersuchungen – eine qualitative Analyse der Teilnahmeentscheidungen von Patienten

Carlotta Martin 1
Imke Aits 1
Michael Freitag 1
1Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Department für Versorgungsforschung, Abteilung Allgemeinmedizin, Oldenburg, Deutschland

Text

Hintergrund: Die Prostatakrebs-Früherkennungsuntersuchung zählt zur Sekundärprävention. Während das Prostatakarzinom in Deutschland die häufigste Krebserkrankung des Mannes ist, nehmen nur ca. 35% der Männer > 45 Jahre diese Früherkennungsuntersuchung regelmäßig in Anspruch. Die urologische Früherkennungsuntersuchung und ihre Evidenz sind aktuell noch umstritten.

Zielsetzung/Fragestellung: Ziel dieser Studie ist es, Faktoren, die die Inanspruchnahme der Prostatakarzinom-Früherkennungsuntersuchung beeinflussen, mittels leitfadengestützten Interviews zu erheben.

Material und Methoden: Im Rahmen der Datenerhebung wurden je zwei Männer > 45 Jahre, Urolog:innen und Hausärzt:innen befragt. Die Interview-Leitfäden wurden auf Basis umfassender Literaturrecherche erstellt und umfassen Fragen zur Inanspruchnahme der Prostatakrebs-Früherkennungsuntersuchung und Einflussfaktoren auf die Teilnahmeentscheidung. Ärzt:innen wurden zusätzlich um ihre fachliche Einschätzung der Untersuchung gebeten. Nach Transkription der Interviews fand die qualitative Auswertung der Daten mit der Datenanalysesoftware MAXQDA statt.

Ergebnisse: Hauptmotive für eine Teilnahme sind der Wunsch nach Gesundheit, Krankheitsfälle im Umfeld, die Sorge vor eigener Erkrankung, eine Aufforderung durch die Partnerin sowie eine aktive Ansprache durch Ärzt:innen. Eine niedrige Inanspruchnahme hingegen steht in Zusammenhang mit fehlendem Wissen, Angst vor Untersuchungsergebnissen, geringem Gesundheitsbewusstsein und Scham vor der Untersuchung. In den Expert:inneninterviews zeigte sich die Heterogenität der fachlichen Einschätzungen der Früherkennungsuntersuchung zwischen den Fachärzt:innengruppen als auch innerhalb der Gruppe der Hausärzt:innen.

Diskussion: Zwischen Urolog:innen und Hausärzt:innen besteht Einigkeit, dass eine Steigerung der Teilnahmerate von Männern an der Prostatakrebs-Früherkennungsuntersuchung notwendig ist. Die befragten Ärzt:innen, die strukturierte Konzepte zur regelmäßigen Ansprache der Patienten hinsichtlich der Früherkennungsuntersuchung nutzen, berichten von höheren Inanspruchnahmeraten. Daten aus der wissenschaftlichen Literatur belegen, dass personalisierte Einladungen und Informationskampagnen die Teilnahmequoten von Früherkennungsuntersuchungen signifikant steigern können.

Take Home Message für die Praxis: Eine zielgruppengerechte, strukturierte Ansprache und Aufklärung der Patienten unterstützt die Inanspruchnahme urologischer Früherkennungsuntersuchungen. Dafür ist eine Einigung innerhalb der Ärzt:innenschaft auf gemeinsame Handlungsempfehlungen notwendig.