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59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) e.V.
01.-03.10.2025
Hannover


Meeting Abstract

Professionelle Identitätsbildung von Hausärzt:innen – Pilotierung eines Fragebogens zur sozialen Identifikation

Simon Schwill 1
Pauline Scharli 1
Michaela Trompke 2
Tanja Kranawetleitner 2
Andreas Christian Dreher 1
Marco Roos 2
Marjo Wijnen-Meijer 3
1Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, Deutschland
2Universität Augsburg, Institut für Allgemeinmedizin, Augsburg, Deutschland
3Technische Universität Dresden, Institut für Didaktik und Lehrforschung in der Medizin, Dresden, Deutschland

Text

Hintergrund: Eine höhere professionelle Identität ist mit einer höheren, fachspezifischen Kompetenz assoziiert. Hausärzt:innen (HÄ) erscheinen als eine heterogene Gruppe mit unterschiedlichen Laufbahnen. Ein Großteil der praktizierenden HÄ hat die Weiterbildung zunächst in einer anderen Fachdisziplin begonnen und erst im Laufe der Weiterbildung oder danach den Weg in die hausärztliche Praxis gefunden. Unklar ist, welchen Einfluss diese Laufbahnen auf die Entwicklung der professionellen Identität von HÄ haben.

Zielsetzung/Fragestellung: Inwieweit ist das deutschsprachige Instrument zur sozialen Identifikation dazu geeignet, die Professionelle Identitätsentwicklung von HÄ zu messen?

Material und Methoden: Der Fragebogen zur sozialen Identifikation von Leach et al. (2008) beinhaltet in der deutschen Version 15 Items mit den Subskalen der Zentralität, Solidarität und Zufriedenheit sowie Stereotypisieren und Gruppenhomogenität. Dieser wurde an die Zielgruppe HÄ angepasst. Zusätzlich wurden 26 soziodemographische Angaben und eine qualitative Frage integriert. Teilnehmer:innen (TN) der Kompetenzzentren Weiterbildung Baden-Württemberg und Bayern wurden in Q1/2025 für eine Online-Befragung rekrutiert.

Ergebnisse: N=117 TN (Rücklauf 43,8%) haben an der Befragung teilgenommen. N= 90 konnten in die statistischen Analysen eingeschlossen werden. Die TN waren im Durchschnitt 37,3 ± 5,2Jahre alt und mehrheitlich Frauen (82,2% Frauen). Die Mehrheit der TN hatte ihre Weiterbildung in der hausärztlichen Praxis begonnen (65,9%), 22,7% entschieden sich erst im Verlauf der Weiterbildung für den Facharzt Allgemeinmedizin und 11,4% befanden sich im Quereinstieg. Rund 82,4% waren in einer Rotation der ambulanten hausärztlichen Versorgung, 58,6% befanden sich im letzten Weiterbildungsjahr.

Die Beantwortung der Fragebögen ist abgeschlossen, die Daten werden zurzeit analysiert. Die Ergebnisse können zum Kongress präsentiert werden.

Diskussion: Die soziale Identifikation von HÄ mit ihrem Fach ist bisher unzureichend untersucht worden und birgt großes Potential zur Messung der Entwicklung der professionellen Identität im Laufe des Berufslebens. Bei erfolgreicher Testung des Instruments werden Folgebefragungen von HÄ neue Erkenntnisse zur hausärztlichen Identitätsbildung ermöglichen. Die Erkenntnisse über den Grad an professioneller Identität lassen Rückschlüsse auf eine gezieltere Gestaltung von Weiter- und Fortbildungsmaßnahmen zu.

Take Home Message für die Praxis: Die Entwicklung einer hohen professionellen Identität sollte in der medizinischen Aus- und Weiterbildung gefördert werden.