Logo

59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) e.V.
01.-03.10.2025
Hannover


Meeting Abstract

Positive Health in der hausärztlichen Versorgung: Entwicklung und Erprobung eines personenzentrierten Dialogansatzes zur Gesundheitsförderung

Alexandra Piotrowski 1
Sophie Peter 1
Jürgen in der Schmitten 2
Stefan Wilm 3
Simon Schwill 4
Attila Altiner 4
Nina Timmesfeld 5
Stephanie Stock 6
Marcus Redaèlli 6
Philip Schillen 2
Ottomar Bahrs 7
Karolien van den Brekel-Dijkstra 8
Achim Mortsiefer 1
1Universität Witten/Herdecke, Lehrstuhl für Allgemeinmedizin II und Patientenorientierung in der Primärversorgung (iamag), Witten, Deutschland
2Universität Duisburg-Essen, Medizinische Fakultät, Institut für Allgemeinmedizin, Essen, Deutschland
3Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Medizinische Fakultät, Institut für Allgemeinmedizin (ifam), Centre for Health and Society (chs), Düsseldorf, Deutschland
4Universität Heidelberg, Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, Heidelberg, Deutschland
5Ruhr-Universität Bochum, Abteilung für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie, Bochum, Deutschland
6Universität zu Köln, Medizinische Fakultät und Uniklinik Köln, Institut für Gesundheitsökonomie und Klinische Epidemiologie, Köln, Deutschland
7Dachverband Salutogenese e.V., Deutschland
8Positive Health international, Niederlande

Text

Hintergrund: Hausarztpraxen sind zentrale Anlaufstelle für Patient:innen mit psychosozialen Anliegen. Trotz der Relevanz fehlen aus Sicht von Hausärzt:innen Unterstützungsangebote. Salutogene Beratungskonzepte, die Selbstmanagement & Resilienz fördern, stellen vielversprechende Ansätze dar. Ein Beispiel ist das niederländische Konzept Positive Health. Es basiert auf einem dynamischen Gesundheitsverständnis & einem personenzentrierten Gesprächstool mit sechs Dimensionen: körperliche Funktion, mentales Wohlbefinden, Sinngebung, Lebensqualität, Partizipation & Alltag. Dies ermöglicht einen offenen Dialog & dient als Grundlage für die Vermittlung von psychosozialen Hilfen.

Zielsetzung/Fragestellung: Das Projekt Positive Health Innovation (Innovationsfonds, FKZ: 01VSF24030) zielt darauf ab, das Positive Health-Beratungskonzept für den deutschen Kontext zu adaptieren, in Hausarztpraxen zu pilotieren & Effekte bzgl. Patient:innen-Empowerment zu evaluieren.

Material und Methoden: Das Projekt umfasst drei Phasen: 1) Partizipative Interventionsentwicklung; 2) Durchführung einer cluster-randomisierten Proof-of-Concept-Studie im Stepped-Wedge-Design mit 360 Patient:innen in drei Gesundheitsnetzen (primärer Endpunkt: PAM13-D), begleitet von einer Prozessevaluation & gesundheitsökonomischen Evaluation; 3) Ergebnissynthese & Transferempfehlungen. Stakeholder-Engagement ist in allen Phasen verankert.

Ergebnisse: Das Projekt befindet sich momentan in der Phase der Interventionsentwicklung. Die Intervention soll im Frühjahr 2026 starten & umfasst je Patient:in zwei hausärztliche Beratungsgespräche nach dem Positive Health-Ansatz. Beratungen können durch eine Vermittlung lokaler Hilfsangebote durch eine Netzwerk-Assistenz unterstützt werden.

Diskussion: Im Falle einer positiven Evaluierung trägt das Projekt dazu bei, das in den Niederlanden erfolgreiche, regional flächendeckend genutzte Positive Health-Konzept wissenschaftlich fundiert auf den deutschen Kontext anzupassen. Außerdem ebnet es den Weg für eine Wirksamkeitsstudie & eine mögliche Einführung in die Regelversorgung. Positive Health Innovation adressiert die Notwendigkeit einer personenzentrierten, salutogenen Gesundheitsversorgung. Durch die Einbeziehung von Gesundheitsnetzen & die Förderung regionaler Kooperationen wird ein nachhaltiger Beitrag zur Verbesserung der Versorgungsqualität & zur Stärkung der Patientenautonomie erwartet.

Take Home Message für die Praxis: Positive Health Innovation hat das Potential zu zeigen, dass ein personenzentrierter Dialog das Patient:innen-Empowerment stärkt & Zugang zu regionalen Hilfsangeboten verbessert.