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59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) e.V.
01.-03.10.2025
Hannover


Meeting Abstract

Training differentialdiagnostischer Fertigkeiten mithilfe des Clinical-reasoning-Konzepts in der Umweltmedizin

Anja Hombach 1,2
Eva-Maria Bär 1,2
Dorothea Wild 1,2
Lucas Küppers 1,2
Birgitta Weltermann 1,2
1Universität Bonn, Institut für Hausarztmedizin, Bonn, Deutschland
2Universitätsklinikum Bonn, Bonner Netzwerk für Versorgungsforschung, Bonn, Deutschland

Text

Hintergrund: Die Denkprozesse erfahrener Ärzt:innen in der Differentialdiagnose beruhen auf bewussten und unbewussten Abwägungen von Wahrscheinlichkeiten (Clinical Reasoning). Studien belegen, dass bei Medizinstudierenden das differentialdiagnostische Denken weniger strukturiert abläuft, wodurch sich die Fehleranfälligkeit erhöht. Besonders komplex ist die Differentialdiagnose im Kontext umweltmedizinischer Fragestellungen, daher ist das Training des Clinical Reasoning hier besonders wichtig. In angelsächsischen Ländern existieren bereits etablierte Curricula, in Deutschland gibt es jedoch bisher wenige Lehrkonzepte hierzu.

Zielsetzung/Fragestellung: Verbessert ein neues Lehrkonzept die Selbsteinschätzung der Studierenden hinsichtlich ihrer Fähigkeiten im Umgang mit diagnostischer Unsicherheit?

Material und Methoden: Clinical Reasoning wurde als neues Lehrkonzept in die Lehrveranstaltung Umweltmedizin integriert. Studierende trainieren die Anwendung des Clinical Reasoning anhand komplexer Kasuistiken zu umweltmedizinischen Fragestellungen in der Allgemeinmedizin. In einem Lehrvideo erlernen sie Hintergründe und Abläufe von Clinical Reasoning-Prozessen inklusive häufiger Fehlerquellen. Anschließend trainieren sie den Prozess anhand von Kasuistiken. Dabei geht es um das Generieren von diagnostischen Hypothesen und das fallbezogene Abwägen ihrer Wahrscheinlichkeiten. Die Evaluation erfolgt hinsichtlich Kenntnisstand (Klausur), Selbsteinschätzung der Anwendungsfähigkeiten und subjektivem Lernfortschritt (Fragebogen).

Ergebnisse: Das neue Lehrkonzept wird im Sommersemester 2025 erstmalig mit ca. 140 Studierenden des 5. Klinischen Semesters durchgeführt. Bis zum Kongress werden die Ergebnisse vorliegen.

Diskussion: Das Lehrprojekt und seine Evaluation werden ermitteln, ob ein gezieltes Training von Clinical Reasoning subjektiv zu einer Verbesserung im Umgang mit komplexen differentialdiagnostischen Fragestellungen führt.

Take Home Message für die Praxis: Gezieltes Training des Clinical Reasoning-Prozesses in der Umweltmedizin hat das Potential, die Fähigkeiten von Studierenden im Umgang mit diagnostischer Unsicherheit zu verbessern.