59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin
59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin
„Inspiring Women: Ärztinnen erzählen – ein Austausch für Medizinstudentinnen“ – weibliche Vorbilder für die Stärkung der professionellen Identität von Medizinstudentinnen
2Universität Bielefeld, Medizinische Fakultät OWL, Referentin für Gleichstellung und Gender, Bielefeld, Deutschland
Text
Hintergrund: Die Entwicklung einer professionellen Identität ist ein individueller und multifaktorieller Prozess. In diesem Kontext spielen Vorbilder eine entscheidende Rolle, insbesondere bei der Wahl des Fachgebiets. Der Frauenanteil im Medizinstudium lag 2023 bundesweit bei 68%, der Anteil von Frauen in der Allgemeinmedizin 2024 bei 51,3%. Weibliche Vorbilder nehmen für angehende Ärztinnen eine wichtige Funktion ein, da sich Studierende oft stärker mit Rollenmodellen identifizieren, die ihnen ähnlich sind.
Zielsetzung/Fragestellung: Auf welche Weise beeinflusst das Format „Inspiring Women“ die berufliche Orientierung für eine Tätigkeit in der Allgemeinmedizin? Wird über den Austausch mit Rollenvorbildern die professionelle Identität der Medizinstudentinnen gestärkt?
Material und Methoden: Die Veranstaltungsreihe „Inspiring Women“ ist Teil der curricularen Kompetenzreflexion im Modellstudiengang und wird von dem Bereich Gleichstellung der Medizinischen Fakultät OWL verantwortet. Inspirierende Ärztinnen und Wissenschaftlerinnen teilen ihre Werdegänge mit den Studentinnen und bieten Raum für geschlechtsspezifische Themen. Die Veranstaltung wurde in Kooperation mit verschiedenen medizinischen Fächern und inhaltlichen Schwerpunkten bereits vier Mal durchgeführt. Die Pilot-Veranstaltung mit der Allgemeinmedizin wurde mit einer Ein-Punkt-Abfrage evaluiert.
Ergebnisse: Unter der Gesprächsleitung einer Hausärztin berichteten zwei Ärztinnen in Weiterbildung den Studentinnen (N=21) von ihren verschiedenen Lebens- und Arbeitsmodellen. Themen wie Familienplanung, Elternzeit und Rollenfindung als Ärztin und Mutter wurden diskutiert. Die Fragen der Studentinnen beeinflussten den Ablauf interaktiv. In der Ein-Punkt-Abfrage (N=20) waren alle Antworten beim positiven Ende angeordnet.
Diskussion: Zur Entwicklung einer professionellen Identität sind explizite Formate erforderlich, die über die fachbezogene Lehre hinausgehen. Dieses Format ermöglicht den Studentinnen den Kontakt zu weiblichen Vorbildern und schafft Raum für Fragen, die im Studium kaum behandelt werden. Weibliche Vorbilder sind in vielen Fächern, aber auch in der Allgemeinmedizin von Bedeutung, um die professionelle Identitätsentwicklung zu fördern.
Take Home Message für die Praxis:
- Vorbilder sind essenziell für die Entwicklung einer professionellen Identität; gezielte Formate ergänzen klassische Lehrformate wirkungsvoll.
- Das Format „Inspiring Women“ schafft einen geschützten Raum für geschlechterspezifische Themen im Studium.