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59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) e.V.
01.-03.10.2025
Hannover


Meeting Abstract

Interprofessionelle Lehre in Allgemein- und Zahnmedizin (ILiAZ) – Evaluation eines neuen Lehrformats für Studierende

Jonas Werner 1
Annett Bräsigk 1
Anne Werner 1
Stephan Gemp 1
Deborah Kreher 2
Magnus Jahn 1
Daniel Reißmann 3
Dirk Ziebolz 1,2
Gerhard Schmalz 1,2
Markus Bleckwenn 1
Tobias Deutsch 1
1Universität Leipzig, Institut für Allgemeinmedizin, Leipzig, Deutschland
2Medizinische Hochschule Brandenburg, Klinik für Zahnerhaltung und Parodontologie, Deutschland
3Universitätsklinikum Leipzig, Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik und Werkstoffkunde, Leipzig, Deutschland

Text

Hintergrund: Die Zusammenarbeit von Haus- und Zahnärzt:innen wird wichtiger. Obwohl interprofessionelle Lehre die künftige Zusammenarbeit fördern könnte, spielen gemeinsame Kurse für Studierende der Human- und Zahnmedizin in Deutschland derzeit kaum eine Rolle.

Zielsetzung/Fragestellung: Diese Studie evaluiert ein interprofessionelles Lehrformat für Human- (HMS) und Zahnmedizinstudierende (ZMS) im klinischen Studienabschnitt (Blockpraktikum Allgemeinmedizin 4. Studienjahr, Integrierter Behandlungskurs 5. Studienjahr) und dessen Effekte auf Wissen, Fertigkeiten und Einstellungen zur Kooperation.

Material und Methoden: Das Lehrkonzept wurde partizipativ mit Studierenden und Ärzt:innen beider Fachrichtungen entwickelt und umfasst Blended-Learning-Angebote, Arbeitsaufträge im Blockpraktikum und eine gemeinsame Veranstaltung inklusive Hospitation, Fertigkeitentraining (supervidiertes Peer-Teaching) und problembasiertem Lernen anhand von Patientenfällen. Seit dem Wintersemester 24/25 wird das Konzept an der Universität Leipzig mit einem interprofessionellen Lehrteam umgesetzt und via Prä-Post-Design inklusive Kontrollgruppen an der Universität Halle-Wittenberg evaluiert.

Ergebnisse: Im Wintersemester 24/25 nahmen bereits 181 HMS und 34 ZMS am neuen Lehrformat teil. Die Post-Hoc-Evaluation (nHMS=135, nZMS=32) zeigte eine positive Gesamtbewertung in beiden Studierendengruppen (MW±SD: HMS 4,0±0,8, ZMS 4,3±0,8; Skala von 1=’mangelhaft‘ bis 5=’sehr gut‘). Die vermittelten Inhalte wurden als sinnvoll und wichtig eingestuft (MW±SD: HMS 4,4±0,8; ZMS: 4,4±0,8; Skala von 1=’stimme nicht zu‘ bis 5=’stimme zu‘). Eine dauerhafte Implementierung des Lehrformats befürworteten 89,6% der HMS und 96,6% der ZMS. 97,0% der HMS und 100% der ZMS stimmten zu, dass die interprofessionelle Zusammenarbeit die Qualität der Patientenversorgung verbessert. Eine stärkere Förderung der Kooperation beider Berufsgruppen befürworteten 92,6% der HMS und 93,7% der ZMS (jeweils Angabe der Werte 4-6 auf einer Skala von 1=‘stimme nicht zu‘ bis 6=’stimme zu‘).

Diskussion: Die Zwischenergebnisse zeigen eine positive Beurteilung des neuen interprofessionellen Lehrangebotes und der vermittelten Inhalte durch die Studierenden beider Fachrichtungen sowie ein hohes Interesse an Kooperation. Die Auswertung über ein Jahr liegt bis zum Kongress vor.

Take Home Message für die Praxis: Das neue interprofessionelle Lehrformat fördert zumindest kurzfristig Wissen, Fertigkeiten und positive Einstellung zur Kooperation beider Fachrichtungen und könnte zur Verbesserung der Zusammenarbeit von Haus- und Zahnärzt:innen beitragen.