59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin
59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin
Interprofessionelle Zusammenarbeit in Palliative Care: Gemeinsam lernen – Kompetenzen stärken
2Hochschule Hannover, Fakultät V – Diakonie, Gesundheit und Soziales – Abteilung Soziale Arbeit, Hannover, Deutschland
3Hochschule Hannover, Fakultät V – Diakonie, Gesundheit und Soziales – Abteilung Diakonie und Religionspädagogik, Hannover, Deutschland
4Hochschule Hannover, Fakultät V – Diakonie, Gesundheit und Soziales – Abteilung Pflege & Gesundheit, Hannover, Deutschland
Text
Hintergrund: Interprofessionelle Zusammenarbeit ist essenziell für Palliative Care, wird jedoch im Studium verschiedener Gesundheits- und Sozialberufe kaum systematisch vermittelt. Die Lehrveranstaltung Interprofessionelle Zusammenarbeit in Palliative Care wurde entwickelt, um Studierende der Humanmedizin, Pflege, Religionspädagogik und Sozialen Arbeit gemeinsam auf die Versorgung am Lebensende vorzubereiten.
Zielsetzung/Fragestellung: Ziel ist es, durch gemeinsames Lernen interprofessionelle Kompetenzen in der Versorgung am Lebensende zu stärken. Es wird untersucht, inwiefern das Angebot zur Verbesserung der interprofessionellen Zusammenarbeit und Stärkung professioneller Haltungen beiträgt.
Material und Methoden: Ende 2024 fand das Lehrangebot erstmals mit 35 Studierenden als viertägiges Präsenzseminar statt. Es umfasste Impulsvorträge des interprofessionellen Dozierendenteams sowie aktivierende Lernphasen in interprofessionellen Kleingruppen zur Entwicklung von Fallbeispielen, Reflexion ethischer Fragestellungen und Simulation von Versorgungssituationen entlang der Storyline-Methode. Die Benotung erfolgte auf Basis einer Abschlusspräsentation pro Gruppe. Die Evaluation bestand aus einer schriftlichen Online-Befragung (n=34) und moderierten Gruppendiskussion (n=10).
Ergebnisse: Die Mehrheit der Teilnehmenden (94%) berichtete von einer Förderung sozialer und kommunikativer Kompetenzen. Das interprofessionelle Lernen reduzierte Vorbehalte ggü. anderen Berufsgruppen (80%) und führte zu einem besseren Verständnis anderer Perspektiven (76%). Besonders bei den Themen Advance Care Planning (79%), Versorgungsstrukturen und Sterbe-/Trauerprozesse (je 76%) gab es einen Wissenszuwachs. Die Teilnehmenden entwickelten sich auch persönlich weiter, v.a. in Offenheit (88%), Selbstreflexion und Empathie (je 76%). Nach der Veranstaltung fühlten sich 88% sicherer im Umgang mit schwerkranken und sterbenden Menschen. Die Veranstaltung wurde mit 13 von 15 Punkten (= 1–) bewertet.
Diskussion: Für die Förderung interprofessioneller Kompetenzen in Palliative Care erwies sich das Lehrangebot als vielversprechend. Der diskursive Austausch bestätigte die positiven Evaluationsergebnisse und lieferte Impulse zur Optimierung des Curriculums.
Take Home Message für die Praxis: Das Angebot Interprofessionelle Zusammenarbeit in Palliative Care ist bisher einzigartig in Deutschland. Es stärkt fachliche und soziale Kompetenzen sowie professionelle Haltungen der Teilnehmenden. Derartige Formate können Vorbehalte abbauen und das Verständnis für unterschiedliche Perspektiven in der Versorgung am Lebensende steigern.