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59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) e.V.
01.-03.10.2025
Hannover


Meeting Abstract

Veränderung der Sichtweise auf interprofessionelle Zusammenarbeit von Medizin- und Pharmaziestudierenden nach interprofessioneller Ausbildungserfahrung (PILLE, TEAM) – eine qualitative Studie

Maike Petersen 1,2
Sabine Gehrke-Beck 1
Nicole Zimmermann 2
Amrei Konrad 2
Ronja Behrend 3
Martin Schulz 2,4
Charlotte Kloft 2
Wolfram Joachim Herrmann 1
1Charité – Universitätsmedizin Berlin, Institut für Allgemeinmedizin, Berlin, Deutschland
2Freie Universität Berlin, Institut für Pharmazie, Berlin, Deutschland
3Charité – Universitätsmedizin Berlin, Fakultät-Koordination Modellstudiengang, Berlin, Deutschland
4ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände e.V., Geschäftsbereich Arzneimittel, Deutschland

Text

Hintergrund: Interprofessionelle Ausbildung für Medizin- und Pharmaziestudierende (MS, PS) hat das Potential, zukünftiges interprofessionelles Zusammenarbeiten (IPZ) positiv zu beeinflussen. Dafür wurden zwei Projekte entwickelt. Im curricularem Lernprojekt (PILLE) bearbeiteten die Studierenden in verschiedenen Settings (Pflicht: Seminar; freiwillig: Simulationsapotheke, Hausarztpraxis) gemeinsam Patient:innenfälle. Bei PILLE nahmen innerhalb von 3 Semestern 212 Studierende (96 MS, 116 PS) teil. In der extracurricularen dreitägigen Summer School (TEAM) arbeiteten die Studierenden in verschiedenen Formaten (Seminare, Workshops, Kommunikationstraining mit Schauspielpatient:innen) zusammen, um das Verständnis für die gegenseitigen Kompetenzen zu erweitern. Bei TEAM haben innerhalb von 2 Durchführungen 34 Studierende (13 MS, 21 PS) teilgenommen.

Zielsetzung/Fragestellung: Wie verändert sich die Sichtweise auf IPZ von MS und PS nach Teilnahme an einem interprofessionellen Ausbildungsprojekt?

Material und Methoden: Mit episodischen leitfadengestützten Einzelinterviews wurde die Sichtweise auf IPZ exploriert. Dabei wurde allen Studierenden die Interviewteilnahme angeboten. Die transkribierten Interviews wurden mittels thematischem Kodieren nach Flick ausgewertet [1].

Ergebnisse: Insgesamt wurden 38 Studierende (PILLE: 7 MS, 10 PS; TEAM: 7 MS, 14 PS) interviewt. Eine Hälfte der Studierenden berichtete von einer positiven Veränderung ihrer Sichtweise auf IPZ, weil sie ein Verständnis sowohl für ihre eigene Rolle als auch ihres Gegenübers entwickelt und das Potential einer zukünftigen IPZ erkannt haben. Die andere Hälfte der Studierenden beschrieb, dass ihre Sichtweise schon vor Teilnahme sehr positiv und ihnen die Relevanz IPZ bewusst war und sie sich in ihrer Einschätzung bestärkt fühlten. Als Herausforderung interprofessioneller Ausbildung wurden das geringe Angebot und unterschiedliche Kompetenzniveaus genannt.

Diskussion: Sowohl PILLE als auch TEAM scheinen geeignet zu sein, um die Sichtweise auf IPZ positiv zu beeinflussen bzw. die Relevanz IPZ zu bekräftigen. Interprofessionelle Ausbildung sollte intensiviert werden, wobei ähnliche Kompetenzniveaus für das positive Erleben wichtig sind, um das Lernen von-, mit- und übereinander zu ermöglichen.

Take Home Message für die Praxis: Interprofessionelle Ausbildungserfahrungen können die Relevanz interprofessioneller Zusammenarbeit bestärken und die Sichtweise positiv beeinflussen. Daher sollte das Angebot intensiviert werden.


References

[1] Flick U. Qualitative Sozialforschung: Eine Einführung. 10. Auflage 2021. Rowohlt:Hamburg;2021.