59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin
59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin
Lungenkrebsfrüherkennung mittels Niedrigdosis-Computertomographie – Teilnahmebereitschaft unter Berechtigten in einer deutschlandweiten repräsentativen Bevölkerungsumfrage
2Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Institut für Allgemeinmedizin (ifam), Schwerpunkt Suchtforschung und klinische Epidemiologie, Centre for Health and Society (chs), Medizinische Fakultät und Universitätsklinikum Düsseldorf, Düsseldorf, Deutschland
3University College London, Department of Behavioural Science and Health, London, Großbritannien
Text
Hintergrund: Früherkennungsuntersuchungen auf Lungenkrebs mittels Niedrigdosis-Computertomographie (LDCT) sollen in Deutschland bald zu Lasten der Gesetzlichen Krankenversicherungen durchführbar sein. Unklar ist jedoch, wie hoch die Bereitschaft zur Teilnahme in der Zielgruppe (Alter 50-75 Jahre, mindestens 15 Packungsjahre; bei Ex-Raucher:innen zusätzlich Rauchstopp vor weniger als 10 Jahren) ist.
Zielsetzung/Fragestellung: Welcher Anteil der Personen, denen zukünftig eine Lungenkrebsfrüherkennungsuntersuchung angeboten werden soll, würde daran teilnehmen? Gibt es Personenmerkmale, die mit einer höheren Teilnahmebereitschaft assoziiert sind? Was sind Gründe für und gegen die Teilnahmebereitschaft?
Material und Methoden: Wir verwendeten Daten einer repräsentativen Querschnittsbefragung von Haushalten in Deutschland (Deutsche Befragung zum Rauchverhalten, DEBRA), die auf persönlich-mündlichen Interviews basiert. Die Teilnehmer:innen, welche die vorgesehenen Auswahlkriterien für ein Lungenkrebsfrüherkennung erfüllten, wurden zwischen Januar und April 2024 gefragt, ob sie bereit wären, an dieser Untersuchung teilzunehmen (a priori Studienprotokoll: https://osf.io/k3g7m). Der Anteil an Bereitwilligen wurde geschätzt und nach Personen- und Rauchermerkmalen stratifiziert. Zusätzlich wurden Gründe für die Entscheidung erfragt.
Ergebnisse: Von 875 eingeschlossenen Teilnehmer:innen gaben 61,3% [95% CI: 58,1; 64,6] an, grundsätzlich an einer Lungenkrebsfrüherkennung mittels LDCT teilnehmen zu wollen. Eine höhere Teilnahmebereitschaft zeigte sich bei Personen, die jünger waren, bereits an anderen Formen der Krebsvorsorge teilnahmen und in Ballungsgebieten lebten. Die Bereitschaft war geringer bei Personen mit niedrigem Bildungsstand und geringem Einkommen. Diejenigen, die zu einer Teilnahme bereit wären, glaubten an den medizinischen Nutzen der Untersuchung. Als häufigster Grund gegen eine Teilnahme wurde ein als gut eingeschätzter eigener Gesundheitszustand genannt.
Diskussion: Etwa sechs von zehn teilnahmeberechtigten Personen wären bereit, an einer Lungenkrebsfrüherkennung teilzunehmen. Es ist aber anzunehmen, dass die tatsächliche Teilnahmerate deutlich niedriger liegen wird.
Take Home Message für die Praxis: Unter anderem bei Menschen mit niedrigem sozioökonomischen Status sollten Hindernisse zur Teilnahme identifiziert und abgebaut werden. Bei der Beratung von Raucher:innen und Ex-Raucher:innen in der hausärztlichen Praxis sollte dies unter Nennung von Vorteilen und Risiken der Lungenkrebsfrüherkennung beachtet werden.