59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin
59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin
Chronische Schmerzen digital vernetzt behandeln: Erfahrungen aus dem Projekt Telaskoop
2Universitätsklinikum Freiburg, interdisziplinäres Schmerzzentrum, Freiburg, Deutschland
Text
Hintergrund: Rund 23 Mio. Menschen in Deutschland sind von chronischen Schmerzen betroffen. Hausärzt:innen sind häufig die erste Anlaufstelle, doch insbesondere in ländlichen Regionen fehlt es an einer bedarfsgerechten, interdisziplinären multimodalen Versorgung. Zur Verbesserung dieser Situation wurde das Projekt telaskoop (telemedizin.allgemeinmedizin.schmerzmedizin.in kooperation) vom Ministerium für Soziales und Integration Baden-Württemberg gefördert.
Zielsetzung/Fragestellung: Ziel von telaskoop war die Entwicklung und Evaluation einer digitalen Kooperation zwischen Hausärzt:innen, dem Interdisziplinären Schmerzzentrum Freiburg (ISZ) und Patient:innen mit chronischen Schmerzen, um eine flexible und ortsunabhängige Therapieplanung zu ermöglichen.
Material und Methoden: Es wurde eine Dateninfrastruktur etabliert, die – nach digitaler Anmeldung und Befundübermittlung – trilaterale Videosprechstunden ermöglichte. Patient:in und Hausärzt:in saßen gemeinsam in der Praxis und besprachen per Videoschalte mit einer*m Ärzt:in des ISZ geeignete Therapieoptionen. An der Evaluation beteiligten sich 28 Patient:innen mit chronischen Schmerzen, sowie acht niedergelassene Hausärzt:innen. Direkt nach der Sprechstunde erfolgte eine digitale Rückmeldung aller Beteiligten zur technischen und zeitlichen Machbarkeit und zur Zufriedenheit mit der Vorgehensweise. Nach 90 Tagen wurden die Patient:innen im Zuge einer Follow-up-Erhebung zur Umsetzung und Wirksamkeit der Therapieempfehlungen befragt.
Ergebnisse: Über 90% Videosprechstunden konnten technisch problemlos durchgeführt werden. Bei entsprechender Vorbereitung verliefen die Gespräche effizient in 15 bis 30 Minuten. Es bestand eine hohe Zufriedenheit mit der Zusammenarbeit. Hürden zeigten sich bei der digitalen Anmeldung und Befundübermittlung. 92,9% der Patient:innen würden wieder an einer Videosprechstunde teilnehmen und sie in 86,7% der Fälle auch einer befreundeten Person weiterempfehlen. Erste Hinweise zeigen, dass bereits die einmalige interdisziplinäre Beratung positive Effekte auf psychometrische Verlaufswerte haben kann.
Diskussion: Die gute technische Umsetzbarkeit und hohe Zufriedenheit belegen das Potenzial interdisziplinärer Videosprechstunden im ambulanten Bereich, auch wenn es Optimierungsbedarf bei der digitalen Anmeldung und Befundübermittlung gibt.
Take Home Message für die Praxis: Eine digitale Kooperation mit trilateralen Videosprechstunden und digitaler Befundübermittlung könnte künftig eine zeitgerechte und ortsunabhängige Therapieplanung bei chronischen Schmerzen ermöglichen – insbesondere in unterversorgten Regionen.