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59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) e.V.
01.-03.10.2025
Hannover


Meeting Abstract

Einflussfaktoren auf die Inanspruchnahme von hausärztlichen Versorgungsleistungen von älteren Menschen im urbanen Raum – vorläufige Ergebnisse der Ageing-Well-Studie

Marie Bolster 1
Mariyan Madzharov 1
Bela Rhode 1
Raphael Kohl 2
Dagmar Haase 3,4
Denis Gerstorf 5,6
Paul Gellert 2
Wolfram Joachim Herrmann 1
1Charité – Universitätsmedizin Berlin, Institut für Allgemeinmedizin, Berlin, Deutschland
2Charité – Universitätsmedizin Berlin, Institut für Medizinische Soziologie und Rehabilitationswissenschaft, Berlin, Deutschland
3Humboldt-Universität zu Berlin, Geographisches Institut, Berlin, Deutschland
4Helmholtz Zentrum für Umweltforschung – UFZ, Deutschland
5Humboldt-Universität zu Berlin, Institut für Psychologie, Berlin, Deutschland
6Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), Sozioökonomisches Panel, Deutschland

Text

Hintergrund: Die zunehmende Urbanisierung und gleichzeitig älterwerdende Gesellschaft stellen neue Herausforderungen für die Primärversorgung da. Es fehlt jedoch Evidenz dazu, wie die hausärztliche Versorgung von älteren Menschen in Städten aktuell aussieht.

Zielsetzung/Fragestellung: Welche Einflussfaktoren wirken sich auf die Anzahl der hausärztlichen bzw. fachärztlichen Konsultationen von älteren Menschen in den letzten 12 Monaten aus?

Material und Methoden: Im Rahmen einer Befragung wurden insgesamt 557 zufällig ausgewählte Personen im Alter ab 65 Jahren im Zeitraum von Dezember 2023 bis Juni 2025 in drei Berliner Stadtteilen (Marzahn-Hellersdorf, Reinickendorf und Spandau) per Hausbesuch interviewt. Dabei wurde unter anderem die Inanspruchnahme von Versorgungsangeboten erfasst, sowie verschiedene Faktoren wie Gesundheitszustand, soziales Umfeld, Nachbarschaft und sozioökonomische Angaben. Mittels linearer Regression wurde der Zusammenhang zwischen der Anzahl der 1) allgemeinärztlichen und 2) fachärztlichen Konsultationen in den letzten 12 Monaten und verschiedenen potenziellen Einflussfaktoren (Alter, Geschlecht, Wohnort, subjektiver Gesundheitsstatus, Krankenversicherung, Muttersprache Deutsch, Zugang zu allgemeinärztlichen Praxen und subjektiver sozioökonomischer Status (SES)) geschätzt. Ergebnisse wurden als Schätzer mit 95% Konfidenzintervallen (KI) berichtet.

Ergebnisse: An der Befragung nahmen 557 Personen im Alter zwischen 65 und 96 Jahren teil, davon waren 62,8% weiblich. Ergebnisse der linearen Regression identifizierten einen schlechten subjektiven Gesundheitsstatus (4,04; KI 1,70–6,38; Referenz: exzellenter Gesundheitsstatus) und Wohnort in Marzahn-Hellersdorf (-0,86; KI -1,68– -0,03, Referenz: Wohnort Berlin Spandau) als größte Einflussfaktoren auf die Anzahl der allgemeinärztlichen Konsultationen. Die Anzahl der fachärztlichen Konsultationen hing vor allem mit dem subjektiven SES (0,39; KI 0,00–0,77) und einem mittelmäßigen (5,22; KI 1,28–9,17) oder schlechten (7,4; KI 3,08–11,7) Gesundheitsstatus zusammen.

Diskussion: Neben dem Gesundheitsstatus gibt es bei der Inanspruchnahme von allgemeinmedizinischen Versorgungsangeboten regionale Unterschiede, während für die Inanspruchnahme von fachärztlichen Angeboten der individuelle SES eine größere Rolle spielt.

Take Home Message für die Praxis: Eine kleinräumige Bedarfsplanung von allgemeinärztlichen Versorgungsangeboten ist sinnvoll, während die fachärztliche Bedarfsplanung großräumiger erfolgen kann.