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59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) e.V.
01.-03.10.2025
Hannover


Meeting Abstract

Abbruch der Behandlung mit SGLT2-Inhibitoren: Ergebnisse einer Befragung mit Hausärzt:innen

Martin Jakobus Koch 1
Til Uebel 1
Christian Kretzschmann 1
Günther Egidi 2
Bernardo Mertes 3
Gábor Borgulya 1
Ildikó Gágyor 1
1Universitätsklinikum Würzburg, Institut für Allgemeinmedizin, Würzburg, Deutschland
2Hausarztpraxis Bremen, Bremen, Deutschland
3MVZ Cardioangiologisches Centrum Bethanien, Diabetes-Schwerpunktpraxis, Deutschland

Text

Hintergrund: Natrium-Glukose-Cotransporter-2-Inhibitoren (SGLT2-I) wurden als Antidiabetika zugelassen und beeinflussen Herz- und Nierenerkrankungen positiv. Es treten bis zu 7% Infektionen im Urogenitalbereich auf, was eine kontinuierliche Einnahme möglicherweise einschränkt. Es ist wenig über die primären Indikationen und Gründe sowie Risikofaktoren für den Abbruch bekannt.

Zielsetzung/Fragestellung: Ziele der Untersuchung waren (1) die Erfassung der primären Indikation für die Einnahme von SGLT2-I und der Einnahmedauer, (2) die Beschreibung der Abbruchraten und -gründe und (3) die statistische Modellierung von Risikofaktoren für den Abbruch.

Material und Methoden: Befragt wurden 13 Hausärzt:innen des Bayerischen Forschungsnetzes zu Ihren Patient:innen, die zwischen 2017 und 2022 mindestens für einen Monat SGLT2-I einnahmen. Erfasst wurden Merkmale der Patient:in, der Einnahme und des Abbruchs. Zur Vorhersage des Abbruchs wurden Geschlecht, Alter, Anzahl eingenommener Antidiabetika, Vorliegen von Niereninsuffizienz und Herzerkrankung (koronare Herzerkrankung, Herzinsuffizienz oder beides) in einer gemischten logistischen Regression herangezogen.

Ergebnisse: 58% der 252 Teilnehmenden waren Männer. 40% waren jünger als 65 Jahre, jeweils 30% waren 66–75 oder >75 Jahre alt. Häufigste Indikation war eine unbefriedigende Stoffwechseleinstellung. 75% der Patienten nahmen die SGLT2-I bis Ende der Untersuchung ein. Die Therapie wurde seltener als erwartet abgebrochen. In 4 von 10 Fällen wurde die Therapie von den Patient:innen beendet, zu 1/3 aber auch von Ärzt:innen. Wichtigste Gründe dafür waren Harnwegsinfekte/Genitalmykosen (31,15%), eine nicht nachvollziehbare Indikation (16,39%) oder das Ausbleiben des Therapieerfolgs (14,74%). In knapp ¼ der Fälle blieb die Gründe unklar.

Wir fanden ein signifikant geringeres Risiko für einen Abbruch bei Männern im Vergleich zu Frauen (OR=0,48) und bei Patient:innen mit Herzinsuffizienz im Vergleich zu Patient:innen ohne Herzerkrankungen (OR=0,28).

Diskussion: Die Studie beschreibt Gründe für den Abbruch einer Behandlung mit SGLT2-I bei Menschen mit Diabetes in einem ambulanten Setting. Es lassen sich Risikofaktoren für einen Behandlungsabbruch identifizieren. Die hohe kontinuierliche Einnahme bei gleichzeitiger kardialer Komorbidität spricht für einen sehr rationalen Einsatz, wenn die Indikation von Hausärzten bestätigt wird.

Take Home Message für die Praxis: Die Erkenntnisse helfen Hausärzt:innen aber auch Spezialisten, Behandlungsabbrüche von SGLT2-I in der ambulanten Versorgung vorherzusehen und diese in Relation zur Indikation zu setzen.