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59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) e.V.
01.-03.10.2025
Hannover


Meeting Abstract

„Ich bin eine alleinstehende sehr einsame todkranke 58 jährige Frau, die ihre Wohnung nicht mehr allein verlassen kann...“ – Einsamkeit und soziale Isolation bei schwerstkranken Menschen: das Buddy-Projekt als Intervention?

Alina Kasdorf 1
Mareike Löbberding 1
Gresa Zeka 1
Raymond Voltz 1
Julia Strupp 1
1Universität zu Köln/Medizinische Fakultöt, Zentrum für Palliativmedizin, Köln, Deutschland

Text

Hintergrund: Einsamkeit und soziale Isolation sind anerkannte gesellschaftliche Probleme und stellen eine erhebliche gesundheitliche Belastung dar. Risikofaktoren für Einsamkeit bei schwerer Erkrankung sind die Verschlechterung des Gesundheitszustandes, die Zunahme von Symptomen, der Verlust sozialer Rollen und die Angst vor dem Sterben. Das Buddy-Projekt vermittelt schwerkranken Menschen geschulte hauptamtliche und ehrenamtliche Buddies als Ansprechpersonen mit hoher sozialer und fachlicher Kompetenz, die emotionale und praktische Hilfe anbieten und entlasten, unabhängig von Diagnose und individueller Lebenssituation. Die Buddies agieren im Sinne einer „Caring Community“. Das Projekt wird formativ evaluiert.

Zielsetzung/Fragestellung: Inwieweit werden soziale Isolation und Einsamkeit im Rahmen des Buddy-Projekts adressiert und gemildert?

Material und Methoden: Interviews mit Menschen mit schweren Erkrankungen (n=14) zu Beginn und am Ende der Buddy-Begleitung. Zusätzlich werden Dokumentationsbögen (n=73) ausgewertet. Die qualitativen Daten und Freitextkommentare werden inhaltsanalytisch, quantitative Daten deskriptiv analysiert.

Ergebnisse: Erste Auswertungen zeigen, dass das Erleben von Einsamkeit und sozialer Isolation zentrale Themen sind. Aus den Dokumentationsbögen geht hervor, dass ca. 29% der Begleiteten keine Angehörigen haben. 45% leben alleine. In einigen Fällen sind Angehörige zwar vorhanden, aber entweder räumlich oder emotional distanziert. Die Daten zeigen, dass das Buddy-Projekt in mehreren Fällen dazu beiträgt, der sozialen Isolation der begleiteten Personen entgegenzuwirken. Die Gewissheit, dass jemand erreichbar ist und sich kümmert, vermittelt emotionale Sicherheit, was insbesondere für alleinlebende Menschen ein Gewinn sein kann. Die Buddies erleichtern den Zugang zu weiteren Versorgungsangeboten und stellen sicher, dass die begleiteten Menschen bestmöglich unterstützt werden.

Diskussion: Die Ergebnisse zeigen, dass das Projekt in vielen Fällen soziale Isolation bei schwerstkranken Menschen adressiert, indem es regelmäßige soziale Kontakte und emotionale Unterstützung bietet. Das Projekt bestätigt die Bedeutung von sozialer Unterstützung, wie sie auch in anderen Studien betont wird.

Take Home Message für die Praxis: Einsamkeit und soziale Isolation stellen für schwer und unheilbare Erkrankte eine starke Belastung dar. Buddies können hier die Betroffenen, aber auch die Behandler unterstützen. Sie schließen eine Versorgunglücke, indem sie vor der Palliativversorgung und Hospizbegleitung ansetzen und das bestehende Versorgungsnetz ergänzen.