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59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) e.V.
01.-03.10.2025
Hannover


Meeting Abstract

Diagnostische Kriterien für Erwachsene mit Postakuten Infektionssyndromen – Methodische Herausforderungen eines Scoping Review

Kathrin Sesterheim 1
Anja Böller 2
Verena Zimmermann-Schlegel 2
Mechthild Hartmann 2
Michel Wensing 1
Hans-Christoph Friederich 2
Attila Altiner 1
Sandra Stengel 1
1Universitätsklinikum Heidelberg, Universität Heidelberg, Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, Heidelberg, Deutschland
2Universitätsklinikum Heidelberg, Universität Heidelberg, Klinik für Allgemeine Innere Medizin und Psychosomatik, Heidelberg, Deutschland

Text

Hintergrund: Postakute Infektionssyndrome (PAIS) treten nach Infektionen wie Epstein-Barr-Virus oder SARS-CoV-2 auf. Zu den zahlreichen fast immer unspezifischen Symptomen zählen Fatigue, neurokognitive Störungen und Schlafstörungen. Subgruppen umfassen Post-Exertional Malaise (PEM), Myalgische Enzephalomyelitis/Chronic Fatigue Syndrome (ME/CFS) und das Posturale Tachykardiesyndrom (PoTS). Die Diagnosestellung erfolgt vor allem symptombasiert unter Ausschluss anderer Ursachen. Hausärzt:innen spielen eine zentrale Rolle in der Versorgung. Fehlende konsistente Diagnosekriterien erschweren die Diagnosestellung und Versorgung.

Zielsetzung/Fragestellung: Welche diagnostischen Kriterien zur Unterstützung der ärztlichen Diagnosestellung wurden für Erwachsene mit PAIS inkl. PEM, ME/CFS und PoTS konsensbasiert sowie auf wissenschaftlicher Basis entwickelt?

Material und Methoden: Ein Scoping-Review-Protokoll wurde erarbeitet und bei OSF registriert. Die systematische Recherche erfolgt in den Datenbanken MEDLINE, CINAHL und Web of Science Core Collection mit ergänzender Handsuche für graue Literatur. Screening und Extraktion werden softwareunterstützt (Covidence®) durchgeführt. Die Extraktionsergebnisse wie z.B. Setting von Datenerhebung und Validierung sowie Methode der Entwicklung werden systematisch dargestellt.

Ergebnisse: Erste Datenbankabfragen zeigen eine Trefferzahl von n=13.432 (nach Entfernung von Duplikaten). Es wird deutlich, dass sich aufgrund der Bandbreite und der Pandemie eine extrem hohe Anzahl von Veröffentlichungen findet, deren methodische Güte jedoch von großer Heterogenität zeugt. Der biopsychosoziale Ansatz scheint sich den ersten Erkenntnissen zufolge eher fragmentiert abzubilden. Es wird erwartet, dass die Ergebnisse der Recherche ein sehr breites Spektrum hinsichtlich der identifizierten Inhalte, Entwicklungsmethoden und Validierungen, aber auch erhebliche Redundanzen aufweisen.

Diskussion: Das Scoping Review ist Teil des vom gemeinsamen Bundesausschuss geförderten Projekts „POSH – Instrument zur Unterstützung von Diagnose, Schweregraderhebung, Steuerung und Verlaufsmessung bei postakuten Infektionssyndromen in Hausarztpraxen“ (01VSF24048). Zum Kongresszeitpunkt werden erste Ergebnisse vorgestellt und im Hinblick auf die Entwicklung

Take Home Message für die Praxis: Relevanz und Potential der Extraktionen werden aus hausärztlicher Perspektive beleuchtet.