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59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) e.V.
01.-03.10.2025
Hannover


Meeting Abstract

Resistenzprüfung bei Harnwegsinfektionen eine Querschnittuntersuchung aus medizinischen Laboren

Guido Schmiemann 1
Hannah Bender 2
Kathrin Jobski 2
Axel Hamprecht 3
Falk Hoffmann 2
1Universität Bremen, Institut für Public Health und Pflegeforschung Abteilung 1: Versorgungsforschung, Bremen, Deutschland
2Universität Oldenburg, Fakultät VI Medizin und Gesundheitswissenschaften Department für Versorgungsforschung, Oldenburg, Deutschland
3Universität Oldenburg, Institut für medizinische Mikrobiologie und Virologie, Oldenburg, Deutschland

Text

Hintergrund: Harnwegsinfektionen (HWI) sind ein häufiger Grund für eine hausärztliche Konsultation und eine Antibiotikaverordnung. Insbesondere bei komplizierten oder rezidivierenden Infektionen erfolgt eine Einsendung einer Urinprobe in ein medizinisches Labor. Die Auswahl und Mitteilung der getesteten Antibiotika kann sich auf das Verschreibungsverhalten von Antibiotika und die Einhaltung von Leitlinien bei der Behandlung von HWI auswirken. In welchem Umfang die in Leitlinien empfohlenen Antibiotika getestet werden, ist nicht bekannt.

Zielsetzung/Fragestellung: Wie stellt sich die aktuelle Praxis der Resistenztestung im ambulanten Bereich in Laboratorien dar? Auf welche Antibiotika wird eine Harnwegsinfektion mit Escherichia coli routinemäßig getestet?

Material und Methoden: In einer Querschnittsstudie wurden zwischen 1/2024–4/2024 alle medizinischen Labore in Deutschland befragt. Mittels standardisierten Fragebogens wurden Daten zu den getesteten Antibiotika sowie zur Kommunikation und zum Informationsaustausch zwischen Praxen und Laboren erhoben.

Ergebnisse: Insgesamt nahmen 258 von 396 identifizierten Laboren teil (65,2%), 106 Labore führten Empfindlichkeitstests durch. Bei einer für E. coli positiven Urinkultur testeten die Labore im Durchschnitt 13,1 Antibiotika. Von den 5 Antibiotika, die für unkomplizierte HWI empfohlen werden, testeten die Labore im Durchschnitt 3,8 Substanzen. Am häufigsten werden Ciprofloxacin (98,1%) und Cotrimoxazol (97,2%), gefolgt von Cefuroxim und Nitrofurantoin (jeweils 91,5%) getestet. Die Keimschwelle ab der eine Testung erfolgte unterschied sich zwischen den Laboren. Die meisten (51%) testen ab einer Schwelle von 103 cfu/ml. Als zusätzliche Informationen wünschen sich die Labore Aussagen zu klinischen Informationen, z. B. über Schwangerschaft oder Immunsuppression (56,4%) und aktuelle oder frühere Antibiotikatherapien (55,4%).

Diskussion: Ambulante medizinische Labors in Deutschland testen auf eine Vielzahl unterschiedlicher Antibiotika. In den meisten Fällen beinhaltet die Testung mehrere in der S3 Leitlinie empfohlenen Antibiotika. Im Vergleich zu früheren Erhebungen ist dieser Anteil deutlich gestiegen. Eine detailliertere und standardisierte Übermittlung klinischer Informationen aus den Praxen an die Labore könnte zu einer gezielteren Auswahl der getesteten und gemeldeten Antibiotika führen.

Take Home Message für die Praxis: Praxen können die Auswertung der in der Leitlinie empfohlener Antibiotika in ihrem Labor anregen und durch zusätzliche Angaben (Allergie, Vorbehandlungen) zu einer gezielteren Testung beitragen.