59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin
59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin
Körperlich aktiv und dennoch am Glimmstängel? Zusammenhänge zwischen beruflicher und freizeitbezogener Aktivität und dem Konsum von Tabak- und E-Zigaretten – Daten einer repräsentativen Querschnittserhebung aus Deutschland
2Robert Koch-Institut, Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring, Deutschland
3University College London, Department of Behavioural Science and Health, London, Großbritannien
Text
Hintergrund: Ein hohes Maß arbeitsbezogener körperlicher Aktivität kann negative Auswirkungen auf die Gesundheit haben und ist mit höherer Raucherprävalenz assoziiert. Freizeitaktivität hingegen hat eine positive Auswirkung auf die Gesundheit und geht mit einer niedrigeren Raucherprävalenz einher. Eine differenzierte Betrachtung der körperlichen Aktivität in verschiedenen Settings im Zusammenhang mit dem Rauchverhalten kann zu einer patientenzentrierten Beratung beitragen.
Zielsetzung/Fragestellung: Anhand einer repräsentativen Querschnittserhebung wurden Zusammenhänge zwischen arbeits- und freizeitbezogener körperlicher Aktivität und der Nutzung von Tabak- und E-Zigaretten untersucht.
Material und Methoden: 22.708 Personen ≥18 Jahre nahmen an der bundesweiten telefonischen Querschnittsbefragung „Gesundheit in Deutschland aktuell“ (GEDA) teil. Fragen zu körperlicher Aktivität und Rauchverhalten stammten aus dem European Health Interview Survey (EHIS). Zusammenhänge und Wechselwirkungen zwischen arbeits- und freizeitbezogener körperlicher Aktivität sowie Tabakkonsum (Prävalenz von Tabakrauchen, Anzahl täglich gerauchter Zigaretten und „Dual Use“ mit E-Zigaretten) wurden durch multinomiale und binär logistische Regressionen untersucht und nach Personenmerkmalen adjustiert.
Ergebnisse: Personen mit hoher körperlicher Aktivität am Arbeitsplatz waren eher aktuelle Tabakraucher:innen als Nie-Raucher:innen (OR=1,70;95% CI=1,52;1,90) und nutzten öfter zusätzlich E-Zigaretten (OR=1,63;95%CI=1,24;2,15). Bereits geringe Freizeitaktivität war dagegen mit seltenerem Tabakrauchen (OR=0,59;95%CI=0,53;0,64) sowie geringerem Dual Use mit E-Zigaretten verbunden (OR=0,60;95%CI=0,45;0,81). Personen, die bei der Arbeit körperlich aktiv, in der Freizeit aber inaktiv waren, waren eher aktuelle Tabakraucher:innen (OR=1,37;95%CI=1,06;1,77) als Personen, die bei der Arbeit inaktiv, aber in der Freizeit aktiv waren (OR=0,55;95%CI=0,44;0,70). Zudem rauchten Personen, die angaben, in der Freizeit aktiv zu sein – unabhängig von der Aktivität auf der Arbeit – weniger.
Diskussion: Körperliche Aktivität auf der Arbeit und in der Freizeit weisen, alleine und in Wechselwirkung miteinander, unterschiedliche Zusammenhänge mit dem Rauchverhalten auf. Eine differenzierte Betrachtung ist daher notwendig.
Take Home Message für die Praxis: Für die Anamnese ist es empfehlenswert körperliche Aktivität auf der Arbeit und in der Freizeit zu unterscheiden. Zusammenhänge mit dem Rauchverhalten können dabei wertvolle Hinweise für eine gezielte Gesundheitsberatung im haus- und betriebsärztlichen Kontext liefern.



