59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin
59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin
„Rauchen Sie Shisha?” Selbstwahrnehmung und gewünschte Informationskanäle junger Erwachsener zum Shishakonsum – Ergebnisse einer Online-Befragung
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Hintergrund: Shishakonsum weist im Vergleich zum Zigarettenkonsum deutliche Unterschiede auf und wird häufig im Rahmen sozialer Zusammenkünfte – beispielsweise in Shisha-Bars oder im Freundeskreis – praktiziert. Viele junge Erwachsene nehmen sich daher selbst nicht als „Raucher:innen“ wahr. Hausärzt:innen stehen deswegen vor der Herausforderung, verwandte und neuartige Nikotinprodukte wie Shisha oder E-Zigaretten adäquat zu erfassen. Da Shishakonsum gesundheitsschädlich ist, jedoch häufig als harmloser wahrgenommen wird, ist eine gezielte Aufklärung besonders wichtig.
Zielsetzung/Fragestellung: Wie antworten Personen, die ausschließlich Shisha konsumieren, auf die Frage ihres Arztes/ihrer Ärztin nach ihrem Rauchstatus? Und von wem möchten sie über gesundheitliche Risiken informiert werden?
Material und Methoden: Im Rahmen unserer Pilotstudie (SHISHA) wurde eine Online-Befragung zum Shishakonsum durchgeführt. Zwischen 08/2024–03/2025 nahmen 1.209 volljährige Personen an der Baseline-Erhebung teil, wovon 581 angaben, aktuell Shisha zu konsumieren (M=25 Jahre, SD=7). Diese Gruppe erhielt eine Frage zu den bevorzugten Informationswegen zur Aufklärung über gesundheitliche Risiken. Die Frage zum erlebten Rauchstatus wurde in einer Follow-up-Erhebung einer Gruppe von ausschließlich Shishakonsumierenden (n=86) gestellt.
Ergebnisse: Bezüglich bevorzugter Informationswege zu den Gesundheitsrisiken des Shishakonsums (Mehrfachantworten möglich) gaben 48,1% der Baseline-Befragten (232/482) an, keinen Informationsbedarf zu haben. 24,7% (119/482) wünschten sich Informationen durch ihre Ärztin/ihren Arzt. Auf die Frage: „Wenn dein Arzt/deine Ärztin dich fragt: ‚Rauchst du?‘, wie würdest du die Frage beantworten?“ antworteten 45,3% (39/86) mit „Nein“.
Diskussion: Etwa ein Viertel der Befragten wünscht sich Aufklärung über Gesundheitsrisiken im ärztlichen Setting. Die Ergebnisse zeigen eine Diskrepanz zwischen tatsächlichem Konsumverhalten und der Selbstwahrnehmung: Fast die Hälfte der Shishakonsumierenden sieht sich nicht als Raucher:innen und würde die Frage nach dem Rauchstatus verneinen.
Take Home Message für die Praxis: Der Konsum von Nikotinprodukten wie Shisha oder E-Zigarette sollte insbesondere bei jungen Erwachsenen im Gespräch gezielt erfragt werden. Gesundheits-Checkups und Vorsorgeuntersuchungen bieten geeignete Anlässe, um präventiv über die gesundheitlichen Risiken des Nikotinkonsums aufzuklären.