Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung
Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung
Skills-Labs im Studiengang Hebammenkunde/-wissenschaft: Eine explorative Online-Befragung
2Universität Leipzig, Medizinische Fakultät, Studiengang Hebammenkunde, Leipzig, Deutschland
3Universität Leipzig, Medizinische Fakultät, Institut für Interprofessionelle Simulation in der Medizin (IISIM), Leipzig, Deutschland
Text
Zielsetzung: Skills- und Simulationstrainings integrieren theoretisches Wissen in praktische Übungen (z.B. komplexe geburtshilfliche Notfallszenarien) und fördern damit den Transfer der universitären Lernerfahrungen in die klinische Praxis [1]. In der Studien- und Prüfungsverordnung für Hebammen (HebStPrV) wurden Skills- und Simulationstrainings daher im theoretischen Studienteil verankert. Darüber hinaus werden Simulationen auch zur Umsetzung des praktischen Teils der staatlichen Abschlussprüfung eingesetzt [2]. Das Ziel der explorativen Studie war es daher, den aktuellen Einbezug von Skills-Labs als „drittem Lernort“ in den Studiengängen Hebammenwissenschaft/-kunde in Deutschland zu untersuchen.
Methoden: Im Zeitraum von 04-05/2024 erfolgte eine Querschnittserhebung via Online-Fragebogen an primärqualifizierenden Bachelor-Studiengängen für Hebammenwissenschaft/-kunde in Deutschland. Der Online-Fragebogen enthielt insgesamt 29 Fragen mit offenen und geschlossenen Antwortformaten zu den vier Themenbereichen:
- Aufbau/Zuordnung des Skills-Labs,
- Zugang der Hebammenstudierenden zum Skills-Lab,
- Interprofessionelle Lehre (IPL) und
- Einsatz von Peer-Assisted-Learning (PAL).
Die erhobenen Daten wurden mithilfe IBM SPSS Version 29 deskriptiv statistisch (Frequenzanalysen, Mediane) ausgewertet. Für Fragen mit offenem Antwortformat wurden Kategorien gebildet und deren Häufigkeiten ausgezählt.
Ergebnisse: Insgesamt beteiligten sich 23 der 47 adressierten Einrichtungen an der Online-Befragung (Rücklaufquote 48,9%). Die meisten Skills-Labs (n=14; 60,9%) bestanden seit 1-5 Jahren und waren an 19 (82,6%) der befragten Einrichtungen speziell für den Hebammenstudiengang eingerichtet worden. Der Anteil der Unterrichtseinheiten am Gesamtcurriculum, die im Skills-Lab durchgeführt wurden, betrug durchschnittlich 20,0%. Interprofessionelle Lehre (IPL), u.a. mit Studierenden/Auszubildenden der Humanmedizin, Pflege und Physiotherapie wurde an 14 Studiengängen (60,9%) angeboten. In sieben (30,4%) Studiengängen wurden studentische Tutor*innen in den Lehrveranstaltungen des Skills-Labs eingesetzt. Zudem wurden Skills-Lab-Ressourcen in alle Teile der staatlichen Abschlussprüfung (Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett) integriert.
Diskussion: Zum Zeitpunkt der Datenerhebung zeigte sich eine hohe Varianz in der Bestehenszeit der Skills-Labs, die von den befragten Studiengängen genutzt wurden. Damit einhergehend zeigte sich auch ein heterogenes Bild in der aktuellen Integration von Skills-Lab-Ressourcen in das Curriculum. Übereinstimmend mit dem bisherigen Forschungsstand [3] wurden an der Mehrheit der befragten Einrichtungen bereits interprofessionelle Lehreinheiten für Hebammenstudierende angeboten. Perspektivisch ergibt sich daher insbesondere im Rahmen von IPL ggf. eine studiengangsübergreifende Nutzung von z.T. bereits bestehenden Skills-Lab-Ressourcen.
Literatur
[1] Plappert CF, Bauer NH, Dietze-Schwonberg K, Grieshop M, Kluge-Bischoff A, Zyriax B-C, Striebich S. Academic education of midwives in Germany (part 1): Requirements for bachelor of science programmes in midwifery education. Position paper of the Midwifery Science Committee (AHW) in the DACH Association for Medical Education (GMA). GMS J Med Educ. 2024;41(3):Doc33. DOI: 10.3205/zma001688[2] Plappert CF, Graf J, Weinert K, Hill J, Braun L, Siedler-Pieth S, Wiesegart A, Abele H. Die simulierte Geburt in der Abschlussprüfung. Heb Wiss. 2023;4:22-25. DOI: 10.1007/s43877-022-0735-4
[3] Juschka ML, Agricola CJ, Neumann FA, Mohr S, Zyriax BC. Status quo of interprofessional education for midwifery and medical students in Germany, Austria, and Switzerland. GMS J Med Educ. 2024;41(3):Doc31. DOI: 10.3205/zma001686