Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung
Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung
FIRSTMED – First Aid and Resuscitation for Medicals – ein Konzept zum Erlangen von Notfallkompetenzen für Studierende des 1. und 2. Studienjahr
Text
Fragestellung/Zielsetzung: Das Projekt FIRSTMED zielt darauf ab, Medizinstudierende gezielt in Notfallkompetenzen zu schulen und gleichzeitig ihre Resilienz zu stärken. Bis zum 1. Staatsexamen ist die Teilnahme an einem Erste-Hilfe-Kurs, nach §5 der Approbationsordnung [https://www.gesetze-im-internet.de/_appro_2002/BJNR240500002.html] für alle Studierenden der Humanmedizin verpflichtend, jedoch sind diese öffentlichen Kurse (Erste-Hilfe-Kurs nach Vorschrift DGUV 204-007 [1]) nicht speziell auf die Bedürfnisse von Medizinstudierenden zugeschnitten.
Methoden: Es wurde ein innovatives Lehrkonzept entwickelt, das durch einen strukturierten, fünfstufigen Aufbau gekennzeichnet ist (siehe Abbildung 1 [Fig. 1]): Eine Auftaktveranstaltung im Seminarstil dient der Gruppenfindung und Erwartungsabfrage. Darauf folgt eine E-Learning-Phase im Lernmanagementsystem ILIAS. Im anschließenden Hands-On Workshop vertiefen die Studierenden ihre theoretischen Kenntnisse in der praktischen Anwendung. Nach Abschluss des Hands-On Workshops wird ein DOPS (Direct Observation of Procedural Skills) durchgeführt, in dem die Studierenden ihre Fähigkeiten in einer Simulation einer Reanimationssituation zeigen müssen. Die vierte Phase umfasst die Erstellung wissenschaftlicher ePoster in Kleingruppen zu selbstgewählten Erste-Hilfe-Themen. Den Abschluss bildet ein Seminar mit Posterpräsentationen, Prämierung der besten Arbeit sowie einer umfassenden Evaluation. Das Konzept setzt auf Peer-to-Peer Teaching [2], begleitet und supervidiert durch interprofessionelles Fachpersonal. Im Sinne der Ressourcenschonung wird FIRSTMED vollständig papierlos durchgeführt.
Abbildung 1: Schaubild zum Aufbau des FIRSTMED Kurses
Ergebnisse: Das als Wahlfach konzipierte Projekt wurde bereits zweimal mit einer Teilnehmendenzahl von 66 Studierenden erfolgreich durchgeführt und erhielt durchweg positive Resonanz. FIRSTMED, bei Vergleich der Curricula, vermittelt dabei eine weitaus größere fachliche Kompetenz als klassische Erste-Hilfe-Kurse und bereitet die Studierenden gezielt auf ihre ersten klinischen Einsätze vor.
Diskussion: Das Wahlfach FIRSTMED soll zukünftig als Ersatz für das bisherige reguläre Erste-Hilfe-Zertifikat dienen, die Anerkennung wird zurzeit geprüft. Dies würde eine Implementierung für alle deutschen Universitäten ermöglichen. Für die geplante Bereitstellung als Open Educational Resource (OER) müssen noch zahlreiche Bild- und Videodateien OER-konform neu erstellt werden.
Take Home Messages:
- FIRSTMED bietet ein strukturiertes, bedarfsgerechtes Erste-Hilfe-Konzept speziell für Medizinstudierende.
- Durch Peer-to-Peer Teaching, praktische Workshops und der DOPS, werden nachhaltige Kompetenzen vermittelt, während die Erstellung eines ePosters die wissenschaftlichen Herangehensweisen adressiert.
- Die geplante OER-Bereitstellung ermöglicht zukünftig eine breite Implementierung deutschlandweit an medizinischen Fakultäten.
Literatur
[1] Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV). Handbuch zur Ersten Hilfe. DGUV Information 204-007. Berlin: DGUV; 2023.[2] Rees EL, Quinn PJ, Davies B, Fotheringham V. How does peer teaching compare to faculty teaching? A systematic review and meta-analysis. Med Teach. 2016;38(8):829-837. DOI: 10.3109/0142159X.2015.1112888