Logo

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung


08.-10.09.2025
Düsseldorf


Meeting Abstract

Curricularer OP-Kurs im Simulations-OP: Erste Ergebnisse

Lazaros Milonidis 1
Astrid Horneffer 2
Marko Kornmann 1
Benjamin-Moritz Müssle 1
Achim Schneider 2
1Universitätsklinikum Ulm, Allgemein-/Viszeralchirurgie, Ulm, Deutschland
2Universität Ulm, Studiendekanat Medizin, Bereich Studium und Lehre, Ulm, Deutschland

Text

Fragestellung/Zielsetzung: In Ulm erhalten Studierende intensive Schulungen zur körperlichen Untersuchung, jedoch fehlte eine vergleichbare Vorbereitung auf den OP-Einsatz. Daher wurde als neues Format ein strukturierter OP-Einführungskurs für Studierende des 5. und 6. Semesters entwickelt und im Sommersemester 2024 erstmals im OP-Trakt des Ulmer Trainingshospitals durchgeführt. Die Studierenden durchlaufen mit speziell geschulten Tutor*innen die Bereiche Einschleusen, chirurgische Händedesinfektion sowie Verhalten im OP (unsteril /steril). Die Abläufe im Simulations-OP werden von ausgebildeten OTA supervidiert, die im Anschluss ausführliche Video-Debriefings durchführen. Untersucht wurden die Selbsteinschätzung der Studierenden bezüglich OP-relevanter Fertigkeiten. Danach wurden Kursteilnehmer mit wenig OP-Erfahrung mit Studierenden des Blocksemesters verglichen. Abschließend wurde das Interesse an einer chirurgischen Tätigkeit und die Akzeptanz des Kurses erfragt.

Methoden: Alle Studierenden füllten am Ende des Kurses einen online-Fragebogen zur Selbsteinschätzung bezüglich 23 OP-assoziierter Teilkompetenzen aus. Es wurden Antwortskalen vom Likert-Typ gewählt (sehr unsicher=1 bis sehr sicher=5), die Auswertung erfolgte mittels Mann-Whitney U-Test bzw. Chi-Quadrat-Test. Teilnehmer waren dabei Studierende des 5. und 6. Semesters. Unterschieden wurde innerhalb dieser Gruppe mit wenig und viel OP-Erfahrung (wenig=an max. 5 OPs teilgenommen). Blockstudierende waren im 8. und 9. Semester.

Ergebnisse: Von 424 begonnenen Fragebögen der Kursteilnehmer wurden 198 ausgewertet. Bei den Blockstudierenden wurden 50 von 56 Fragebögen ausgewertet. Die Selbsteinschätzung der Kursteilnehmer zeigte eine hohe Sicherheit bei den Fertigkeiten, die Mittelwerte variierten zwischen 3,58 und 4,65. Zwischen den Gruppen Kursteilnehmer mit wenig OP-Erfahrung und Blockstudierende zeigten sich zu Gunsten der Kursteilnehmer bei 14 Teilkompetenzen signifikante Unterschiede, wovon 7 eine mittlere Effektstärke zeigten (r>0,3). Die Kursteilnehmer wollen zu 17,2% in die Chirurgie, 47,5% sind unentschlossen. Blockstudierende ohne Kurs wollen zu 74% nicht in die Chirurgie. Hierbei lag ein signifikanter Unterschied mit mittlerem Effekt vor (Cramer-V= 0,4). Der Kurs wurde mit einer Gesamtnote von 1,3 bewertet.

Diskussion: Die Ergebnisse deuten auf einen positiven Effekt der OP-Einführung hin, auch wenn die Daten aufgrund der Selbsteinschätzung mit Vorsicht betrachtet werden müssen. Kursteilnehmer mit wenig OP-Erfahrung erreichen bessere Sicherheitswerte, wie Blockstudierende ohne Einführung. Dies steht auch im Einklang mit Studienergebnissen, die zeigen, dass Simulationen positive Auswirkungen auf die medizinische Ausbildung haben [1] und dadurch auch zur Patientensicherheit beitragen [2], [3]. Zur Beurteilung der Nachhaltigkeit der OP-Einführung sind Langzeitbeobachtungen geplant und bei der nächsten Kohorte vergleichende Fragebögen vor und nach der Intervention.


Literatur

[1] Sperling JD, Clark S, Kang Y. Teaching medical students a clinical approach to altered mental status: simulation enhances traditional curriculum. Med Educ Online. 2013;18:1-8. DOI: 10.3402/meo.v18i0.19775
[2] Agha RA, Fowler AJ. The Role and Validity of Surgical Simulation. Int Surg. 2015;100(2):350-357. DOI: 10.9738/INTSURG-D-14-00004.1
[3] Barnum TJ, Salzman DH, Odell DD, Even E, Reczynski A. Corcoran J., and Halverson A. L. Orientation to the Operating Room: An Introduction to the Surgery Clerkship for Third-Year Medical Students. MedEdPORTAL. 2017;13:10652. DOI: 10.15766/mep_2374-8265.10652