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Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung


08.-10.09.2025
Düsseldorf


Meeting Abstract

(UP)² – Umfrage- und Prüfungsprojekt zum Einfluss smarter Geräte im Hörsaal auf die Lernleistung

Martin Baumann 1
Lena Giebeler 1
1RWTH Aachen University, Institut für Angewandte Medizintechnik, Aachen, Deutschland

Text

Fragestellung/Zielsetzung: Die zunehmende Nutzung digitaler Endgeräte im Bildungskontext wirft die Frage auf, inwiefern sie das Lernverhalten und die Prüfungsleistungen beeinflussen. Während Langzeitstudien belegen, dass Smartphone-Verbote an Schulen die Leistungen der Schüler*innen verbessern, ist unklar, ob ähnliche Effekte auch im universitären Umfeld zu beobachten sind. Aufbauend auf Untersuchungen zur „digitalen Demenz“ untersucht diese Studie, ob Studierende, die während der Vorlesung ausschließlich zuhören, im direkten Wissensabgleich und in Prüfungen bessere Ergebnisse erzielen als jene, die im Hörsaal digitale Geräte nutzen.

Methoden: Die Studie wurde in der Vorlesung „Einführung in die Medizin für Naturwissenschaftler und Ingenieure“ durchgeführt und verfolgte einen quantitativen Ansatz zur Untersuchung des Einflusses unterschiedlicher Notizstrategien auf den kurzfristigen Wissenserwerb (Behaltensleistung von Fakten und Zusammenhängen) und die Prüfungsleistung.

Zur Datenerhebung wurde direkt nach jeder Vorlesung ein Fragebogen mit drei Multiple-Choice-Fragen (Frage nach Zahlenwerten, Verständnisfrage und Frage zu einer Grafik) ausgegeben. Zusätzlich erfasste eine standardisierte Dauerfrage das Notizverhalten: digitale Tastatur- oder Stifteingabe, analoge Notizen oder den Verzicht auf Mitschriften. Abbildung 1 [Fig. 1] zeigt einen Beispielfragebogen.

Abbildung 1: Beispielfragebogen mit MC-Fragen zur Vorlesung „Sinne“

Die Matrikelnummern ermöglichten eine longitudinale Analyse über das Semester. Die Fragebogendaten wurden abschließend mit den Prüfungsergebnissen korreliert und die Matrikelnummern danach gelöscht.

Ergebnisse: Über alle Vorlesungen hinweg wurden insgesamt 211 Fragebögen gesammelt, mit einer Beteiligung von 17 bis 40 abgegebenen Bögen pro Vorlesung (76% bis 95% aller anwesenden Studierenden).

Die Analyse betrachtete das Notizverhalten, das benutzte Medium sowie deren Kombination. Studierende, die mit einem digitalen Stift Notizen erstellten, erzielten in allen drei Fragetypen die besten Ergebnisse. Dieser Trend blieb über die Vorlesungen hinweg stabil, erreichte jedoch knapp keine statistische Signifikanz.

Hinsichtlich der verwendeten Medien schnitten Studierende, die digitale Geräte zur Notizerstellung nutzten, signifikant besser ab als jene, die ausschließlich zuhörten.

Unter Berücksichtigung von Notizverhalten und Medium erzielte die Gruppe mit digitalen Stiftnotizen und der Nutzung von Smartphones, Tablets oder Laptops die besten Ergebnisse, gefolgt von der Gruppe ohne Notizen und Medien. Der Unterschied zwischen diesen Gruppen war jedoch wieder nicht signifikant.

Diskussion: Unsere Erwartung, dass reine Zuhörer*innen die besten Ergebnisse erzielen würden, konnte nicht bestätigt werden. Die Daten legen nahe, dass das Nutzen digitaler Geräte allein nicht zu schlechteren Leistungen führt. Vielmehr scheint es darauf anzukommen, wie Studierende mit diesen Geräten arbeiten. Eine größere Stichprobe könnte helfen, bestehende Trends weiter zu validieren und mögliche Langzeiteffekte zu identifizieren.


Literatur

[1] Spitzer M. Digitale Demenz: Wie wir uns und unsere Kinder um den Verstand bringen. München: Droemer TB; 2014.