Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung
Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung
„Transition – Erwachsenenwerden anders“ – Bericht über ein neues Seminar im klinischen Wahlfach der „Landpartie 2.0“ in Frankfurt am Main
Text
Hintergrund: Bei circa 13,7% der Jugendlichen in Deutschland besteht ein besonderer Bedarf an Gesundheitsversorgung und -förderung [1]. Die Betreuung chronisch erkrankter pädiatrischer Patient*innen endet in der Regel mit Erreichen der Volljährigkeit. Eine Weiterversorgung erfolgt meist in einer hausärztlichen Praxis sowie in fachärztlichen Praxen. Im Rahmen dieses Wechsels der medizinischen Versorgungssysteme verlieren ca. 40% der chronisch erkrankten Patient*innen den Anschluss an die regelmäßige Spezialversorgung [2]. In Deutschland besteht bisher keine systematische gesteuerte Übergangsphase dieser Patient*innen. Im Medizinstudium ist das Thema „Transition“ bisher nicht verankert, was auf Basis des Nationalen Kompetenzbasierten Lernzielkatalogs (NKLM) geändert werden soll [https://nklm.de/zend/menu]. An der Goethe-Universität Frankfurt am Main wurde dazu ein Seminar eingeführt, welches sowohl theoretische Grundlagen als auch Handlungsmöglichkeiten in Alltag und Praxis vermittelt.
Fragestellung/Zielsetzung: Wie kann das Thema „Transition“ theoretisch und mit Praxisbezug im Medizinstudium verankert werden?
Methoden: Im SoSe 2023 wurde erstmals das interaktive Seminar „Transition – Erwachsenenwerden anders“ im Rahmen des klinischen Wahlfachs online und im Folgejahr in Präsenz durchgeführt. In jeweils 2 Zeitstunden erfolgte zunächst eine Sammlung des Kenntnisstandes mit anschließender Einführung in die zugrundeliegende Theorie. Unter anderem wurden die Bereiche „Transition versus Transfer“, „kindliche Entwicklung“ „Übergänge“, „Hürden“ und „die Rolle des Hausarztes/der Hausärztin“ besprochen. In Kleingruppen erarbeitet wurden Modelle zu gelingenden Transitionsverfahren sowie Bedarfsermittlungen erhoben. Abgeschlossen wurde mit aktuell bestehenden Programmen zur Transitionsgestaltung. Unterrichtet wurde das Seminar von einer in der klinischen Transition erfahrenen Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin.
Die Evaluation erfolgte durch einen selbstkonzipierten Fragebogen sowie mündliches Feedback. Die Auswertung schließt die Daten aus den jeweiligen Sommersemestern der Jahre 2023 und 2024 (n=14) ein.
Ergebnisse: Die Ergebnisse der schriftlichen Evaluation sowie der mündlichen Befragungen aus den Jahren 2023/2024 zeigen, dass die Studierenden bisher im Studium keinen Kontakt mit diesem Thema hatten, sie betrachten es jedoch als „wichtig“. Die Lerneinheit sowie die Umsetzung der Lerninhalte wurden positiv bewertet.
Diskussion: Anhand der Ergebnisse soll diskutiert werden, wie das Thema „Transition“ in das medizinische Curriculum aller Studierenden integriert werden kann. Wünschenswert wäre eine Verankerung im Sinne eines Z-Curriculums, möglichst mit dem interdisziplinären Blickwinkel verschiedener Fachdisziplinen. Auch soll diskutiert werden, welche Auswirkungen dies auf die Entwicklung zukünftiger Lehrveranstaltungen haben könnte.
Literatur
[1] Scheidt-Nave C, Ellert U, Thyuen U, Schlaud M. Prävalenz und Charakteristika von Kindern- und Jugendlichen mit speziellem Versorgungsbedarf im Kinder- und Jugendsurvey (KiGGS) in Deutschland [Prevalence and characteristics of children and youth with special health care needs (CSHCN) in the German Health Interview and Examination Survey for Children and Adolescents (KiGGS)]. Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung-Gesundheitsschutz. 2007;50(5-6):750-756. DOI: 10.1007/s00103-007-0237-3[2] Van Walleghem N, MacDonald CA, Dean HJ. Evaluation of a systems navigator model for transition from pediatric to adult care for young adults with type 1 diabetes. Diabetes Care. 2008;31(8):1529-1530. DOI: 10.2337/dc07-2247