Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung
Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung
Einsatz eines virtuellen haptischen Präparationssimulators (Simodont Dental Trainer) im Münsteraner Studierfähigkeitstest – Prädiktion vorklinischer praktischer Leistungen im Zahnmedizinstudium
Text
Fragestellung/Zielsetzung: Für den Erfolg im Zahnmedizinstudium und der späteren Berufsausübung sind neben akademischen, kognitiven Leistungen auch praktische Fertigkeiten von entscheidender Bedeutung [1]. Manuelle Geschicklichkeitsprüfungen im Rahmen zahnmedizinischer Studierfähigkeitstests können als Instrument dienen, die grundlegende praktische Handlungsfähigkeit und Feinmotorik der Bewerber*innen zu überprüfen. Virtuelle haptische Präparationssimulatoren finden dabei bislang nur selten Anwendung in zahnmedizinischen Auswahlverfahren [2]. Das Ziel dieser Studie bestand darin, die prädiktive Validität der vor Studienbeginn mithilfe eines haptischen Präparationssimulators ermittelten manuellen Geschicklichkeit der Bewerber*innen in Bezug auf ihre späteren praktischen Leistungen im vorklinischen Studienabschnitt zu untersuchen.
Methoden: Zwischen 2012 und 2019 erhielten 385 von 786 Bewerber*innen einen Studienplatz im Fach Zahnmedizin durch die Teilnahme am Münsteraner Studierfähigkeitstest im Auswahlverfahren der Hochschulen. Dabei wurden zwei manuelle Geschicklichkeitstests am Simodont Dental Trainer („manual dexterity cross“ und „circle“) im Kontext weiterer Multiple-Mini-Interaktionssettings eingesetzt. N=352 vollständige Datensätze von Zahnmedizinstudierenden aus den Simodontprüfungen im Münsteraner Studierfähigkeitstest wurden ausgewertet und zu den praktischen Gesamtnoten und den Präparationsnoten in den vorklinischen praktischen Kursen (Technisch Propädeutischer Kurs, Phantomkurse I und II der Zahnersatzkunde, Physikum) in Beziehung gesetzt. Durch multiple lineare Regressionsanalysen wurde die prognostische Validität der Prädiktoren „Geschlecht“, „Simodontprüfung Kreuz“, „Simodontprüfung Ring“, „praktische Gesamtnoten“, „Präparationsnoten“ und „Differenz zur Regelstudienzeit“ auf die vorklinischen praktischen Studienleistungen ermittelt.
Ergebnisse: Die Prädiktoren „Geschlecht“ und „Performance im Simodont Kreuz“ bzw. „Ring“ konnten 2,3%-4,8% der Varianz der praktischen Gesamtnoten und 1,7%-6,1% der Varianz der Präparationsnoten im vorklinischen Studienabschnitt vorhersagen. Erst durch Regressionsmodelle mit schrittweisem Einschluss weiterer Prädiktoren („Geschlecht“, „Performance im Simodont Kreuz“ und „Ring“, „praktische Gesamtnoten“ bzw. „Präparationsnoten“ aus den vorangegangenen praktischen Kursen sowie „Differenz zur Studienzeit“) konnten 14,2%-20,2% der Varianz der praktischen Gesamtnoten (Phantomkurs I, Phantomkurs II und Physikum) sowie 7,0% - 7,4% der Präparationsnoten (Phantomkurs I und Physikum) aufgeklärt werden.
Diskussion: Die Ergebnisse einer standardisierten Präparationsübung an einem virtuellen haptischen Präparationssimulator im Rahmen eines Studierfähigkeitstests für sich allein genommen scheinen nicht ausreichend geeignet zu sein, eine valide Vorhersage für die späteren praktischen Fertigkeiten der Zahnmedizinstudierenden am Phantompatienten in den vorklinischen Kursen treffen zu können.
Literatur
[1] Patil S, Bhandi S, Awan KH, Licari FW, Di Blasio M, Ronsivalle V, Cicciù M, Minervini G. Effectiveness of haptic feedback devices in preclinical training of dental students-a systematic review. BMC Oral Health. 2023;23(1):739. DOI: 10.1186/s12903-023-03410-3[2] Mirghani I, Mushtaq F, Balkhoyor A, Al-Saud L, Osnes C, Keeling A, Mon-Williams MA, Manogue M. The factors that count in selecting future dentists: sensorimotor and soft skills. Br Dent J. 2019;226(6):417-421. DOI: 10.1038/s41415-019-0030-3