Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung
Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung
Wie gesund sind Auszubildende der Medizinischen Technologie (MT)-Berufe in Deutschland? Eine bundesweite Querschnittserhebung zu Gesundheit und Ressourcen unter Medizinischen Technolog*innen in der Ausbildung
2HSD Hochschule Döpfer, Potsdam, Deutschland
Text
Fragestellung/Zielsetzung: Der Fachkräftemangel in Medizinisch-Technologischen (MT) Berufen wird durch Ausbildungs- und Berufsabbrüche verstärkt. Bis 2030 fehlen voraussichtlich 13.000 Vollzeitkräfte. Die Reformierung des Berufsbildes (seit 2023) bietet die Chance, Lerninhalte einzubetten, die auf die zukünftige Arbeitswelt besser vorbereiten und Abbrüche reduzieren. Hierbei scheint insbesondere die Verankerung von Lehrinhalten in Gesundheitsförderung sinnvoll, denn Auszubildende zeigen allgemein einen problematischen Gesundheitszustand und hohe Stressbelastung aufgrund der hohen Anforderungen. Aktuell fehlen jedoch Daten zum Gesundheitszustand von MT-Auszubildenden. Ziel dieser Studie ist es, deren gesundheitliche Belastungen und Ressourcen zu erfassen, um gezielte Maßnahmen abzuleiten.
Methoden: In einer bundesweiten Querschnittsanalyse (Juni–Juli 2023) wurden MT-Auszubildende per Online-Fragebogen (SoSci Survey [https://www.soscisurvey.de/]) zu körperlichen und psychischen Beschwerden sowie Gesundheitsressourcen befragt. Erhoben wurden u. a. soziodemografische Daten, somatische Beschwerden, Gesundheitswert (G-Score) und psychische Belastungen (DASS-21). Zudem wurde das Verhalten anhand des AVEM-Modells analysiert. Für die deskriptive Datenanalyse konnten insgesamt 785 Datensätze genutzt werden.
Ergebnisse: Die Stichprobe (n=785) bestand zu 84 % aus Frauen, überwiegend 21–23 Jahre alt, zwei Drittel mit Abitur. Die Mehrheit berichtete über körperliche Beschwerden (Stütz- und Bewegungsapparat, Magen-Darm-Probleme, Konzentrations- und Schlafstörungen). 48 % leiden regelmäßig unter Schlafstörungen, über die Hälfte unter Konzentrationsproblemen, die im Verlauf der Ausbildung zunehmen. Die psychische Gesundheit ist durch verstärkte Depressions-, Angst- und Stresssymptome beeinträchtigt, besonders bei jüngeren und weiblichen Auszubildenden.
Die Analyse des Gesundheitsverhaltens, welches sich in vier Grundmuster betreffend Verhalten und Erleben bei der Arbeit einteilen lässt (Muster G: Gesundheit; Muster S: Schutz/Schonung, Risikomuster A: Selbstüberforderung; Risikomuster B: Resignation, Burnout) einteilen lässt, zeigte, dass über die Hälfte der Auszubildenden Risikomuster A oder B (Selbstüberforderung, Resignation) aufweisen. 39% zeigen Burnout-Symptome, oft verbunden mit mangelnder Stressbewältigung (Distanzierungsfähigkeit, Entspannung, Ausgeglichenheit) und sozialer Unterstützung.
Diskussion: Die Ergebnisse zeigen einen dringenden Handlungsbedarf: Gesundheitsförderung sollte curricular verankert werden, um Gesundheitskompetenzen zu stärken, Abbrüche zu verhindern und langfristig den Fachkräftemangel zu mildern. Bisher erhält die Hälfte der Auszubildenden keine Bildungsangebote zur Gesundheitsförderung – eine Lücke, die dringend geschlossen werden muss. Die MT-Reform bietet die Chance, gesundheitsförderndes Verhalten in die Ausbildung zu integrieren und langfristig die Arbeitsfähigkeit in den MT-Berufen zu sichern.