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Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung


08.-10.09.2025
Düsseldorf


Meeting Abstract

Benefits einer curricularen interprofessionellen Kurseinheit zu Rollenverständnis und Kommunikation – Ergebnisse zweier Kohorten Medizinstudierender im 3. Studienjahr

Sabine Fredersdorf-Hahn 1,2
Ilona Stocker 3
Andreas Wiesner 4
Christine Fehlner 2
Elena Hamers 1
Charlotte Neubert 1
Stephanie Keil 2
1Universitätsklinikum Regensburg, Klinik und Poliklinik für Innere Medizin II, Regensburg, Deutschland
2Universität Regensburg, Fakultät für Medizin, Studiendekanat, Regensburg, Deutschland
3Universitätsklinikum Regensburg, Stabsstelle Personalentwicklung – Ausbildung Pflege, Regensburg, Deutschland
4Berufsfachschule für Notfallsanitäter*innen des Bayerischen Roten Kreuzes, Kreisverband Regensburg, Deutschland

Text

Zielsetzung: Eine hochwertige Patientenversorgung gelingt nur mit einem funktionierenden interprofessionellen (IP) Team. In zahlreichen Studien wurde gezeigt, dass Kommunikationsfehler zwischen verschiedenen Gesundheitsberufen einen häufigen Grund für Behandlungsfehler und schlechte Patientenversorgung darstellen. Zahlreiche medizinische Fakultäten haben deshalb bereits IP Kurse in ihr Curriculum integriert.

Vor diesem Hintergrund haben wir uns die Frage gestellt, ob eine curriculare IP Kurseinheit zu einer messbaren Verbesserung der IP kommunikativen Kompetenzen und der Haltungen zu anderen Gesundheitsberufen führt und ob diese miteinander korrelieren.

Methoden: Ein curricularer Kurs im 3. Studienjahr wurde um 2 Lehreinheiten (LE) zur IP Kommunikation und zum Rollenverständnis erweitert für Medizinstudierenden (MS), Notfallsanitäter*innen in Ausbildung (NotS) und Pflegeauszubildenden (PA). Die erworbenen Lehrinhalte Zuständigkeiten, Training von IP Übergabe, Feedback und Teamkommunikation konnten die MS in einer neuen IP OSCE Station mit standardisierten Pflegekräften demonstrieren. Die Kohorte vor dem Kurs durchlief ebenfalls die OSCE. Mittels des Fragebogens UWE-IP wurden die Haltungen der Berufsgruppen vor und nur der MS nach dem Kurs und der OSCE untersucht. Die Auswertung erfolgte mittels SPSS 29.0 (Mittelwerte±Standardabweichung).

Ergebnisse: Im WiSe22/24 durchliefen n=172 MS die OSCE, im WiSe23/24 n=168. Insgesamt schnitten die Semester bei der OSCE (ohne IP) gleich ab. Bei der IP Station zeigte sich eine signifikante Verbesserung in den Kategorien Allgemeine Kommunikation (74,9±24,7 vs 88,5±15,7%, p<0,001), Übergabe (59,7±25,6 vs 68,6±24%, p<0,001), Gesamtpunkte (69,6±17,5 vs 77,6±15,8 %, p<0,001). Gleichzeitig kam es zu einer signifikanten Verbesserung der Haltungen in den Kategorien IP Beziehungen (IB: 14,4±3,5, n=46 vs 12,4±3,5 Punkte(P), n=117, p<0,05), IP Interaktion (31,9±4,1, n=47 vs 28,5±4,7 P, n=119, p<0,001) und Kommunikation/Teamarbeit (KT: 21,5±3,4, n=49 vs 19,4±3,9 P, n=131, p<0,001). NotS nahmen IP Interaktionen besonders negativ wahr (MS 31,9±4,1, n=47 vs NotS 34,1±4,2 P, n=21, p< 0,05). Bei den MS korrelierte die OSCE IP Performance kursunabhängig mit einer positiveren Einstellung zu IB und einer positiven Selbsteinschätzung der eigenen KT (IB: r=-0,15, p<0,05, n=232; KT: r=-0,17, p<0,05, n=243).

Diskussion: Eine IP Kurseinheit führt zu einer Verbesserung der IP Performance und Haltungen in einem curricularen Setting, bei dem auch weniger interessierte MS teilnehmen. MS mit einer positiven Haltung zu IP Themen können in der OSCE IP Station besser punkten. Alarmierend ist die Sichtweise der drei Berufsgruppen auf IP Interaktionen und unterstreicht die Notwendigkeit für IP Lehre.

Take Home Messages:

  • Die neue OSCE Station kann als quantitatives Messinstrument für IP Kommunikations-Performance dienen.
  • Eine curriculare kompakte IP Lehreinheit führt zu signifikanten Verbesserungen der IP Kommunikation und Haltungen.