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Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung


08.-10.09.2025
Düsseldorf


Meeting Abstract

OpenViPA – Entwicklung einer interaktiven virtuellen Lernumgebung für Pathologie und Anatomie als Open Educational Ressource (OER)

Bernd F. M. Romeike 1
Joana Ullmann 2
Alexander Hawlitschka 3
Marcel Kwant 3
Sebastian Fritsch 3,4
Daniel Tolks 3,5
Markus Kipp 3
1Universitätsmedizin Rostock, Studiendekanat, Medizindidaktik, Rostock, Deutschland
2Universitätsmedizin Rostock, Institut für Pathologie, Rostock, Deutschland
3Universitätsmedizin Rostock, Institut für Anatomie, Rostock, Deutschland
4Universitätsmedizin Rostock, Institut für Allgemeinmedizin, Rostock, Deutschland
5Leuphana Universität Lüneburg, Zentrum für angewandte Gesundheitswissenschaften, Lüneburg, Deutschland

Text

Fragestellung/Zielsetzung: Führen interaktive virtuelle Rundgänge, virtuelle Patienten, digitale Modelle und digitale Mikroskopie zu einer Verbesserung der medizinischen Ausbildung?

In der Anatomie könnten Berührungsängste abgebaut werden. Da in der Pathologie immer seltener Autopsien durchgeführt werden, könnten virtuelle Autopsien (Virtopsien) eine sinnvolle Ergänzung darstellen. Ziel dieses Projekts ist die Entwicklung und Erprobung einer interaktiven, virtuellen Lernumgebung für die Lehre in Anatomie und Pathologie.

Methoden: Wir erstellen die typischen Räume einer Pathologie oder Anatomie, darunter Eingangslabor, Zuschnitt, Paraffineinbettung, Schneidelabor, Zytologie, Färbelabor, Immunhistochemie oder Molekularpathologie. Die Räume bieten Besuchern interaktive Selbstlernaufgaben, die asynchron und im Präsenzunterricht genutzt werden können. Besuchende können so den Weg eines medizinischen Präparates in allen Prozessschritten nachverfolgen. Weiterhin entsteht aktuell ein digitaler Sektionssaal, der mithilfe von 3D-Makropräparaten und digitalen mikroskopischen Präparaten sogar im Multiplayer-Modus kollaboratives Lernen ermöglicht. Es ist möglich, die einzelnen Präparate plattformunabhängig auf Laptops, mobilen Endgeräten oder in Virtual-Reality-Brillen zu nutzen. Für die Vorgabe einer Lernspirale werden Lerninhalte via LMS-basierten Mikrolerneinheiten bereitgestellt (siehe Abbildung 1 [Fig. 1]).

Abbildung 1: DallE Vorschlag für eine virtuelle Pathologie und Anatomie Lernumgebung

Ergebnisse: Die ersten Pilotierungen ermöglichten es Studierenden des ersten Semesters, sich vor ihrem ersten Besuch in der Anatomie besser zurechtzufinden und Berührungsängste abzubauen. Auch in der Neuropathologie, wo fast ausschließlich digitalisierte Makro- und Mikro-Präparate zum Einsatz kommen, wurde eine hohe Akzeptanz festgestellt. Besonders gelobt wurde die zeit- und ortsunabhängige Verfügbarkeit.

Alle 3D-makroskopischen Modelle, digitale mikroskopische Präparate und LMS-basierte Mikrolerneinheiten sind nach Pilotierung als OER verfügbar. Viele 3D-Makropräparate sind bereits verfügbar, die Sammlung wird kontinuierlich erweitert. Die 24/7 Verfügbarkeit unterstützt insbesondere evidenzbasierte Lehr-Lerntechniken wie Inverted Classroom, Blended Learning, Distributed Learning, Retrieval Practice oder auch Explicid/Guided Instructions.

Im Rahmen der Tagung würden wir Teilnehmende auf einen virtuellen Rundgang entführen und Ergebnisse unserer begleitenden Lehrforschung präsentieren.

Diskussion: Unser Projekt zeigt das große Potenzial von virtuellen Lernumgebungen für eine digitale Transformation der medizinischen Ausbildung und die Erweiterung unseres didaktischen Werkzeugkastens [1]. Unsere Medien ermöglichen einerseits ein orts- und zeitunabhängiges, interaktives Selbststudium zur Vorbereitung auf Präsenzunterricht, andererseits ein kollaboratives, synchrones und transdisziplinäres Lernen in virtuellen Räumen. Präsenzunterricht wird nicht ersetzt, sondern grundsätzlich digital vorbereitet.


Literatur

[1] von Brandt J, Friy N, Hoffmann F, Laupichler M, Meistter S, Pinto Dos Santos D, Rasche P, Romeike B, Sarica M, Schäfer T, Schubert T, Tolks D, Varghese J, Vollmar HC; Hochschulforum Digitalisierung. Digitale Transformation in der medizinischen Ausbildung. Eine Handreichung der Arbeitsgruppe „Digitalisierung der Fachbereiche: Medizin“. Essen: Hochschulforum Digitalisierung (HFD); 2023. Zugänglich unter/available from: https://hochschulforumdigitalisierung.de/wp-content/uploads/2023/11/HFD_AP_74_Medizin.pdf