Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung
Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung
Didaktische Gestaltung interprofessioneller Bildungsangebote – eine qualitative Untersuchung der Überzeugungen von Hochschullehrenden
Text
Fragestellung/Zielsetzung: Die Überzeugungen von Lehrenden (engl. teacher beliefs) zum Lehren und Lernen stellen eine zentrale Einflussgröße für das pädagogische Handeln dar [1], [2]. Sie beeinflussen didaktische Entscheidungen von Lehrpersonen und haben somit unmittelbare Auswirkungen auf den Lernerfolg der Lernenden. Zu den Überzeugungen von Hochschullehrenden zur interprofessionellen Lehre (IPE) und deren didaktischer Gestaltung liegen in Deutschland bislang nur wenige Untersuchungen vor. Vor diesem Hintergrund adressiert der Vortrag die Frage, wie Hochschullehrende interprofessionelle Lehre gestalten und welche didaktischen Prinzipien sie dabei als zentral erachten.
Methoden: Zur Beantwortung der Fragestellung wurden 16 qualitative, halbstrukturierte Interviews mit Hochschullehrenden geführt, die in gesundheitsbezogenen Studiengängen in Deutschland interprofessionelle Ausbildungsformate verantworten. Die Interviews fokussierten insbesondere die Überzeugungen der Hochschullehrenden zur didaktischen Gestaltung interprofessioneller Bildungsangebote sowie die wahrgenommenen Anforderungen und damit verbundenen Herausforderungen an die eigene Rolle. Die erhobenen Daten wurden mittels qualitativer Inhaltsanalyse nach Kuckartz und Rädiker [3] systematisch ausgewertet.
Ergebnisse: Die Analyse der Überzeugungen der Hochschullehrenden zeigt, dass die didaktische Gestaltung interprofessioneller Bildungsangebote primär die Förderung des Austauschs zwischen den beteiligten Berufsgruppen sowie die Reflexion dieser Interaktion in den Lernprozessen in den Mittelpunkt stellt. Zudem erfordert die besondere Heterogenität der Lernendengruppen eine gezielte didaktische Anpassung. Hochschullehrende betrachten diese Hereogenität als wertvolle Ressource, die aktiv in den Lehrprozess integriert werden sollte, jedoch zugleich spezifische Anforderungen an ihre Rolle und ihr didaktisches Handeln stellt.
Diskussion: Die Gestaltung und Umsetzung von IPE ist mit spezifischen didaktischen Herausforderungen verbunden, insbesondere im Hinblick auf die Heterogenität der Lernendengruppen und die daraus resultierenden Anforderungen an die Hochschullehrenden. Zur Diskussion steht, inwieweit diese Herausforderungen spezifisch für den interprofessionellen Lehrkontext gelten oder ob sie vielmehr allgemeine didaktische Anforderungen im Hochschulkontext widerspiegeln.
Literatur
[1] Dohrmann J. Überzeugungen von Lehrkräften. Münster: Waxmann Verlag; 2021.[2] Reusser K, Pauli C. Berufsbezogene Überzeugungen von Lehrerinnen und Lehrern. In: Terhart E, Bennewitz H, Rothland M, editors. Handbuch der Forschung zum Lehrerberuf. Münster, New York: Waxmann; 2014. p.642-661.
[3] Kuckartz U, Rädiker S. Qualitative Inhaltsanalyse. Methoden, Praxis, Computerunterstützung. Weinheim: Beltz; 2022.