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Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung


08.-10.09.2025
Düsseldorf


Meeting Abstract

Die Beutewand wird digital: Wie Neugier, Humor und Videos zusammenarbeiten können

Zoé Tabea Stegers 1
Martin Baumann 1
1RWTH Aachen University, Institut für angewandte Medizintechnik, Aachen, Deutschland

Text

Fragestellung/Zielsetzung: Viele Studierende empfinden Vorlesungen als wenig interaktiv und zögern, dem Dozierenden Fragen zu stellen. Um dem entgegenzuwirken, wurde das Konzept der „Beutewand“ für eine Einführungsvorlesung in Medizin für MINT-Studierende entwickelt. Die Beutewand soll die Hemmschwelle zur aktiven Beteiligung senken und das Interesse an medizinischen Inhalten fördern. Das Konzept der Beutewand basiert darauf, dass Studierende am Ende einer Vorlesung Fragen zum Vorlesungsinhalt stellen können – auch unkonventionelle Fragen (z.B. „Warum tragen Piraten Augenklappen?“). Diese Fragen werden wissenschaftlich recherchiert und in Form digitaler Videos aufbereitet und dann den Studierenden über die digitale Lernplattform zur Verfügung gestellt. Ziel der begleitenden Studie ist es, zu untersuchen, wie gut Studierende sich die Inhalte merken und in welchem Maße sie sich selbstständig mit den bereitgestellten Materialien auseinandersetzen. Zudem wird analysiert, welches Videoformat je nach zu vermittelnder Information bevorzugt wird.

Methoden: Die Studierenden wurden zufällig in zwei Gruppen aufgeteilt: Gruppe „A“ erhielt klassische Videos mit einfachen Folienwechseln, während Gruppe „B“ animierte, humorvolle Videos ansah. Der Inhalt beider Formate ist identisch, lediglich die Darstellungsweise variiert. Der Untersuchungszeitraum (1 Semester) wurde in drei Zeitblöcke mit je drei Videos unterteilt. Nach jedem Block hatten die Studierenden zwei Wochen Zeit, sich die Inhalte anzusehen. Ein Fragebogen erhob anschließend Daten mit analytischen und inhaltlichen Fragen.

Ergebnisse: Die Studie wurde im Sommersemester 2024 durchgeführt. Es zeigte sich, dass die Studierenden hinsichtlich der Wissensretention keine signifikanten Unterschiede aufwiesen. Unterschiede gab es in der individuellen Wahrnehmung der Videoformate, wohingegen sich die Akzeptanz der Studierenden von klassischen Videoformat und animierten Videoformat abhängig vom vermittelten Lehrinhalt, als auch der individuellen Präferenz unterschied. Die Analyse der Fragebögen ermöglichte eine differenzierte Einschätzung, welches Videoformat langfristig eine höhere Lernwirksamkeit besitzt.

Diskussion: Die Ergebnisse zeigen, dass das Format der Beutewand die Motivation und das Interesse der Studierenden erheblich steigern kann. Insbesondere humorvolle, animierte Videos können eine höhere Aufmerksamkeit erzeugen, während klassische Videos als solider und fachlich strukturierter wahrgenommen werden. Dies unterstreicht die Notwendigkeit didaktischer Vielfalt in der Lehre, um verschiedene Lerntypen anzusprechen.

Take Home Messages: Das Konzept der Beutewand ist ein vielversprechender Ansatz zur Steigerung der Motivation und des Interesses an Medizin in MINT-Vorlesungen. Die Kombination aus studentischen Fragen und digitalen Lernmaterialien fördert die aktive Auseinandersetzung mit dem Lehrstoff und kann potenziell langfristig zum Interesse und der Verbesserung des Lernprozesses beitragen.