Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung
Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung
Die individuelle und professionelle digitale Gesundheitskompetenz von Studierenden der Hebammenwissenschaft in Deutschland
2Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Hebammenwissenschaft, Mainz, Deutschland
3Hochschule Fulda, Fachbereich Gesundheitswissenschaften, Fulda, Deutschland
4Hochschule Bochum, Fachbereich Pflege-, Hebammen- und Therapiewissenschaften, Bochum, Deutschland
Text
Fragestellung/Zielsetzung: Mit der fortschreitenden Digitalisierung des Gesundheitswesens in Deutschland gewinnt die professionelle digitale Gesundheitskompetenz (GK) von Hebammen zunehmend an Bedeutung. Diese Kompetenz ist entscheidend, um Frauen und Familien angemessen begleiten und beraten zu können sowie eine autonome Rolle im Gesundheitswesen einzunehmen [1]. Daher sollte die Vermittlung der individuellen und professionellen digitalen GK ein integraler Bestandteil des Hebammenstudiums sein. Während international bereits Studien zur individuellen digitalen GK von Studierenden der Hebammenwissenschaft vorliegen, mangelt es in Deutschland an spezifischen Erkenntnissen. Ziel der Studie ist es, die Ausprägung der individuellen und professionellen digitalen GK zu erfassen und zu erheben, welche Perspektive Studierende auf die digitale Versorgung einnehmen.
Methoden: Die Studie umfasste eine online-basierte Erhebung mit Studierenden an vier Standorten in Deutschland, die im Zeitraum vom 06.11.2024-31.01.2025 durchgeführt wurde. Folgende Instrumente wurden eingesetzt:
- DHLI-Fragebogen zur individuellen digitalen GK (Subskalen: Informationssuche, Erstellung eigener Inhalte, Bewertung der Verlässlichkeit, Bestimmung der Relevanz, Schutz der Privatsphäre/Datenschutz) sowie der
- PROF-HL-Q zur professionellen GK (Subskala: Professionelle digitale GK).
Zudem wurde eine explorative Erhebung zur Nutzung, Einstellung, Bereitschaft, zum Potential und Verständnis digitaler Technologien und künstlicher Intelligenz sowie zur Vorbereitung auf die digitale Hebammenversorgung durchgeführt. Ein positives Votum der Ethikkommission (LPEK-0811) am UKE liegt vor.
Ergebnisse: Die Stichprobe bestand aus n=402 Studierenden der Hebammenwissenschaft. Die Teilnehmenden waren im Durchschnitt 24,5 Jahre (SD=5,4) alt und studierten im 5. Semester (27,1%). Basierend auf dem DHLI zeigte sich, dass die Mehrheit der Studierenden (n=402) in den Dimensionen Informationssuche (54,5%), Bewertung der Verlässlichkeit (49,3%) und Bestimmung der Relevanz (43,8%) eine problematische digitale GK aufzeigt. In der Dimension Erstellung eigener Inhalte zeigte die Mehrheit (n=260) eine ausreichende digitale GK (51,9%). Ergänzend zeigte die Mehrheit der Studierenden (n=166) in der Dimension Schutz der Privatsphäre/Datenschutz eine inadäquate digitale GK (51,2%). Basierend auf dem PROF-HL-Q lag die professionelle digitale GK durchschnittlich bei 61,5 Punkten (0-100 Punkte).
Diskussion: Da sich die hebammenwissenschaftlichen Studiengänge zum Teil im Aufbau sowie die Curricula in der Weiterentwicklung befinden, liefert diese Untersuchung wertvolle Erkenntnisse zur weiteren Gestaltung der Lehre. Zudem besteht weiterer Forschungsbedarf, inwiefern Hebammen optimal auf die Anforderungen eines digitalisierten Gesundheitssystems vorbereitet werden.