Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung
Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung
PJ-Eingangs-OSCE – Fokus auf nested EPAs zeigt deutliche Defizite der Studierenden
2Universitätsklinikum, Klinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin, Bonn, Deutschland
3Universitätsklinikum, Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Bonn, Deutschland
Text
Fragestellung/Zielsetzung: Im Praktischen Jahr (PJ) sollen Studierende ärztliche Tätigkeiten (NeEingangssted Entrustable Professional Activities) unter Supervision durchführen, um am Ende des Medizinstudiums eigenständig Patient*innen versorgen zu können [https://nklm.de/zend/menu]. Hierfür werden auch übergeordnete Kompetenzen wie interprofessionelle Kommunikation oder Kenntnisse im Stationsmanagement benötigt, bei denen fraglich ist, ob sie im klinischen Studienabschnitt adäquat vermittelt werden. Um dies an den Fakultäten prüfen zu können, wurden bundesweit 8 Stationen für einen PJ-Eingangs-OSCE (Objective Structured Clinical Examination) entwickelt. Ziel des Beitrags ist die Darstellung der Testung einer Station im pädiatrischen Kontext mit interprofessioneller Bewertung und die Evaluation der Prüfung unter dem Fokus der Leistungen im Bereich der übergeordneten Kompetenzen.
Methoden: 8 PJ-Studierende im Wahltertial Kinderheilkunde wurden hinsichtlich verschiedener ärztlicher Tätigkeiten wie Befundzusammenfassung, klinisches Management kritisch kranker Kinder und interprofessioneller Übergabe in einem komplexen Setting mit Simulationspersonen geprüft [1]. Die Bewertung wurde von mehreren Prüfenden dreier Professionen durchgeführt. Die Pilotierung der Prüfungsstation wurde quantitativ und qualitativ unter Berücksichtigung der Erfahrungen der Studierenden und der Prüfenden evaluiert, wobei insbesondere gruppenbezogene Minderleistungen analysiert wurden.
Ergebnisse: Die Studierenden wiesen deutlich geringere Kenntnisse in übergeordneten Kompetenzen als in fachlichen Kompetenzen auf. So wurden z. B. bekannte Kommunikationstechniken wie Readback oder Speak Up deutlich weniger als erwartet angewandt. Basierend auf den Rückmeldungen der Studierenden wurde festgestellt, dass relevante ärztliche Tätigkeiten im klinischen Studienabschnitt nicht adäquat erlernt werden und somit weder zu Beginn des PJ noch einige Wochen später abrufbar sind. Die interprofessionelle Gruppe der Prüfer wies in den Bewertungen kaum Unterschiede auf, das beinhaltet auch den Grad der Anvertraubarkeit [2]. Im mündlichen Feedback der Prüfenden an die Studierenden ergaben sich relevante Unterschiede in Bezug auf individuell weiterzuentwickelnde Aspekte.
Diskussion: Der PJ-Eingangs-OSCE sollte komplexe klinische Situationen abbilden und insbesondere darauf abzielen, dass innerhalb des PJ die zur Berufsausübung notwendigen ärztlichen Tätigkeiten vertieft angeeignet werden können. Dazu bedarf es adäquater Rückmeldung durch die Prüfenden. Zudem müssen die Lerninhalte und Methoden des klinischen Studienabschnitts adäquat auf die Übernahme ärztlicher Tätigkeiten im PJ vorbereiten.
Take Home Message: Mit einem PJ-Eingangs-OSCE lassen sich individuelle und strukturelle Defizite in der Vermittlung überfachlicher Kompetenzen identifizieren. Sie leisten einen wichtigen Beitrag zur individuellen Weiterentwicklung und zur fächerübergreifenden Lernzielkontrolle im klinischen Studienabschnitt.
Literatur
[1] LafleurA, Laflamme J, Leppink J, Côté L. Task Demands in OSCEs Influence Learning Strategies. Teach Learn Med. 2017;29(3):286-295. DOI: 10.1080/10401334.2017.1282863[2] Nguyen‐Tri I, Tremblay‐Laroche D, Lavigne F, Tremblay ML, Lafleur A. Feedback in an Entrustment-Based Objective Structured Clinical Examination: analysis of Content and Scoring Methods. J Grad Med Educ. 2024;16(3):286‐295. DOI: 10.4300/JGME-D-23-00569.1