Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung
Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung
Wissenschaftskommunikation lehren? Wie gelingt die Integration von externer Wissenschaftskommunikation in die medizinische Ausbildung?
2Technische Universität Dresden, Dezernat Universitätskultur, Dresden, Deutschland
Text
Die Aushandlung dessen, was als Wirklichkeit gilt, ist selbst zum Konfliktgegenstand geworden – es wird nicht nur über Fakten gestritten, sondern auch darüber, wer was aus welchen Gründen für wahr hält [1]. In einer Zeit, in der Desinformation und sogenannte „alternative Fakten“ die öffentliche Debatte prägen, ist es für (angehende) Mediziner*innen essenziell, wissenschaftliche Erkenntnisse klar und verständlich zu vermitteln. Externe Wissenschaftskommunikation kann ein Schlüssel dafür sein. Diese, auch bekannt als Public Understanding of Science (PUS), bezeichnet die Kommunikation von Wissenschaftler*innen zur Öffentlichkeit [2]. Sie trägt nicht nur zur besseren Verständlichkeit medizinischer Themen bei, sondern fördert auch die Gesundheitsprävention in der Gesellschaft durch fundierte Wissensvermittlung. Eine effektive Wissenschaftskommunikation ist entscheidend, um die Öffentlichkeit in den wissenschaftlichen Diskurs einzubeziehen und einen gerechten Zugang zu Wissen zu gewährleisten. Trotz der zunehmenden Nachfrage nach Wissenschaftskommunikation u.a. in Projektausschreibungen fehlt es Hochschulabsolvent*innen im Gesundheitsbereich oft an ausreichender Ausbildung in diesem Bereich. Eine wissenschaftskommunikative Ausbildung kann Prinzipien der Zugänglichkeit, Rechenschaftspflicht und Anpassungsfähigkeit bei zukünftigen Wissenschaftler*innen im Gesundheitsbereich verankern [3]. Vor diesem Hintergrund sollten Kompetenzen in der Wissenschaftskommunikation bereits in das Studium integriert werden um möglichst frühzeitig Multiplikator*innen zu schaffen. Ebenfalls kann durch die Förderung wissenschaftskommunikativer Kompetenzen von Studierenden im Gesundheitsbereich ein wesentlicher Beitrag zur Verbesserung der öffentlichen Gesundheitskommunikation und zur Stärkung des Vertrauens in die medizinische Wissenschaft geleistet werden. In Deutschland decken sich Ziele der Wissenschaftskommunikation gut mit den Lernzielen des NKLM unter den Stichwörtern „Ärztliche Gesprächsführung“, „Interprofessionelle und Wissenschaftliche Kompetenzen“, „Gesundheitsberatung, -förderung, und Prävention“ sowie „ethische Aspekte“ und „Professionelles Handeln“.
In diesem Workshop erarbeiten die Teilnehmenden gemeinsam Ideen, wie externe Wissenschaftskommunikation in die Ausbildung im Gesundheitsbereich integriert werden kann. Dabei stehen der Austausch von Erfahrungen und die Entwicklung individueller Ansätze im Vordergrund.
Lernziele: Die Teilnehmenden
- reflektieren die Bedeutung der Wissenschaftskommunikation für Studierende im Gesundheitsbereich und deren spätere berufliche Praxis,
- entwickeln gemeinsam Ideen und Konzepte zur Förderung der Wissenschaftskommunikation in der Ausbildung im Gesundheitsbereich.
Ablauf & Zeitplan:
- Einführung & Relevanz der Wissenschaftskommunikation durch einen Impulsvortrag zu Formaten der Wissenschaftskommunikation und den Herausforderungen im medizinischen Bereich. (20 min)
- Erfahrungsaustausch & Bedarfsanalyse durch gemeinsame Diskussion. Es werden Bedarfe und bestehende Lehransätze gesammelt. (40 min)
- Entwicklung gemeinsamer Konzepte: In einer Gruppenarbeit werden Ideen zur Integration der Wissenschaftskommunikation in die Lehre erarbeitet und anschließend gemeinsam diskutiert. (60 min)
- Reflexion: Diskussion über Umsetzbarkeit und mögliche Hürden, sowie Erarbeitung erster Schritte zur Implementierung. (60 min)
Zielgruppe & Vorbereitung: Vertreter*innen aller Berufsgruppen des Gesundheitswesen sowie Medizin- und Gesundheitsdidaktiker:innen, die sich für Wissenschaftskommunikation interessieren und ggf. selbst bereits Konzepte etabliert haben und Wissenschaftskommunikation leben.
Vorbereitung: Nicht notwendig.
References
[1] Kumkar NC. Alternative Fakten: Zur Praxis der kommunikativen Erkenntnisverweigerung. Sonderausgabe für die Bundeszentrale für politische Bildung. Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung; 2023.[2] Hagenhoff S, Seidenfaden L, Ortelbach B, Schumann M. Neue Formen der Wissenschaftskommunikation: Eine Fallstudienuntersuchung; Internetökonomie. Göttingen: Univ.-Verl. Göttingen; 2007.
[3] Maher C, Gyles T, Nestler EJ, Schiller D. A guide to science communication training for doctoral students. Nat Neurosci. 2024;27(7):1211-1213. DOI: 10.1038/s41593-024-01646-y