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Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung


08.-10.09.2025
Düsseldorf


Meeting Abstract

Simulationsgestützte Optimierung von Auswahlverfahren

Thorben Huelmann 1
1Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, AG Auswahlverfahren, Hamburg, Deutschland

Text

Fragestellung/Zielsetzung: Bei der Auswahl der Medizinstudierenden können die Fakultäten in der Zusätzlichen Eignungsquote ZEQ und dem Auswahlverfahren der Hochschulen AdH selbst definieren, welche Auswahlkriterien mit welchem Gewicht berücksichtigt werden. Viele Fakultäten legen dabei ein großes Gewicht auf die kognitiven Kriterien Abiturleistung und Studieneignungstest, für die die höchsten Korrelationen mit dem Studienerfolg berichtet wurden. Dies kann jedoch dazu führen, dass einige Gruppen von Studienbewerbenden einen geringeren Zulassungserfolg haben. In dieser Studie untersuchen wir, ob bei anderer Gewichtung der Auswahlkriterien eine repräsentativere Zusammensetzung der Studierendenschaft z.B. mit Bezug auf den sozio-ökonomischen Status (SES) mit einer vergleichbaren Studienerfolgsprognose erreicht werden kann.

Methoden: Es wurde eine ShinyApp in R programmiert, die den Zulassungsprozess simuliert. Bei der App werden:

  • vorhandene Daten eingepflegt,
  • fehlende Daten simuliert,
  • der Zulassungsprozess simuliert.

Der methodisch anspruchsvollste Punkt ist die Simulation von fehlenden Daten. Insbesondere fehlen die Studienerfolgsdaten von Personen, die nicht zugelassen wurden. Da die Zulassung nicht zufällig erfolgt, sondern ein direkter Zusammenhang zu deren erwarteter Leistungsfähigkeit besteht, können keine klassischen Methoden im Umgang mit fehlenden Werten verwendet werden. Stattdessen werden die Zusammenhänge geschätzt. Wie diese Schätzung erfolgt, kann der Anwender der ShinyApp entscheiden. So können z.B. Werte aus vorherigen Untersuchungen angenommen oder eigenhändig Korrekturen durchgeführt werden.

Ergebnisse: Erste Ergebnisse mit Daten von Studienbewerber*innen und Medizinstudierenden aus Hamburg zeigen, dass bei der aktuellen Auswahl Personen mit hohem SES öfter überrepräsentiert sind. Durch eine geringere Gewichtung der Abiturleistung und eine höhere Gewichtung von anderen Kriterien wie Studieneignungstests und Situational Judgment Tests kann die Auswahl so getroffen werden, dass bei vergleichbarer erwarteter Studienleistung die Verteilung des SES besser die Bewerbenden repräsentiert.

Diskussion: In der Medizin erhalten viele Bewerbende trotz guter Studienerfolgsprognose keinen Studienplatz. Daher können die Fakultäten bei der Zusammenstellung der Auswahlkriterien neben kognitiven Aspekten auch soziale Aspekte berücksichtigen, ohne den Studienerfolg zu verringern. So kann eine Auswahl gestaltet werden, die sowohl die Leistung im Studium sicherstellt, als auch fair hinsichtlich sozialer Komponenten ist.

Take Home Message: Mit der entwickelten ShinyApp können Fakultäten selbstständig simulieren, wie sich veränderte Gewichte von Auswahlkriterien auf den Studienerfolg und die Zusammensetzung ihrer Studierendenschaft auswirken, um die Auswahl ihrer Studierenden entsprechend ihrer fakultären Ziele zu optimieren.