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Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung


08.-10.09.2025
Düsseldorf


Meeting Abstract

Veränderung der Einschätzung berufsgruppenübergreifender Zusammenarbeit durch den Besuch eines interdisziplinären Seminars zu Chronic Care

Daniela Schmitz 1
Manfred Fiedler 1
Lena Lorenz 1
1Universität Witten/Herdecke, Juniorprofessur für Innovative und Digitale Lehr- und Lernformen in der Multiprofessionellen Gesundheitsversorgung, Witten, Deutschland

Text

Hintergrund: Gegenstand des Beitrags ist ein interdisziplinäres Lehr-Lernkonzept, das in Form einer wöchentlich stattfindenden Lehrveranstaltung zum Themenfeld Chronic Care [1] durchgeführt wird. Das formulierte Lernziel ist es, die unterschiedlichen Perspektiven auf das Leben mit und Erleben von chronischen Erkrankungen kennenzulernen und Aufgaben & Verantwortlichkeiten der eigenen und denen anderer Professionen unter Bezug auf multi- und interprofessionelle Handlungsanlässe zu reflektieren und zu diskutieren Die Lerngruppe besteht aus bis zu 25 Studierenden der Human- und Zahnmedizin, der Psychologie, der Pflegewissenschaft sowie der Gesundheitsökonomie.

Didaktisch wurden unterschiedliche Methoden problemorientierten und reflexivem Lernens eingesetzt, ergänzt um fallorientiertes und szenario-basiertes Lernen. Durch den diskursiven Prozess soll der Perspektivabgleich einerseits zwischen den unterschiedlichen beteiligten Disziplinen, andererseits mit Betroffenen durch deren Einbezug ermöglicht werden.

Fragestellung und methodisches Vorgehen: Kann ein fachgebietsübergreifendes Lehr-Lernangebot quer zu den wissenschaftlichen Bezugsdisziplinen das Verständnis für den und die perspektivische Vorbereitung auf den zukünftigen hochkomplexen Praxisraum fördern?

Als Begleitforschung wird ein modifizierter vollstandardisierter Fragebogen zur Einschätzung berufsgruppenübergreifender Zusammenarbeit [2] zu Beginn und zum Seminarende eingesetzt. Ergänzt würde dieser durch eine erweiterte Lehrevaluation. Der Fragebogen umfasste eine Fünfer-Lickert-Skala, die komparativ-quantitativ ausgewertet wurde.

Ergebnisse: Es zeigt sich zum einen die thematische Bedeutung mit Bezug auf die Lerninhalte im eigenen Studiengang. Zum anderen wird auch die Auseinandersetzung mit anderen Bezugsdisziplinen sowie der Betroffenenperspektive als eine außerordentlich bedeutende Lernerfahrung reflektiert, die sich für die Studierenden als Perspektiverweiterung des eigenen fachlichen Standpunkts darstellt.

Diskussion: Die Ergebnisse zeigen, dass ein Perspektivabgleich sowie die Perspektiverweiterung bereits während des Studiums durch ein transdisziplinäres Seminarkonzept erreicht werden kann. Der erzielte Kompetenzgewinn wird allerdings auch vor dem Hintergrund organisatorischer Rahmenbedingungen als Workforce-orientierte institutionelle Befähigung interpretiert.

Take Home Message: Transdisziplinäre Lehr-Lernkonzepte für Studierende aus gesundheitswissenschaftlichen Fächern ermöglichen die Schärfung der eigenen fachlichen Bezüge unter Berücksichtigung bezugsdisziplinärer Perspektiven.


References

[1] Schmitz D, Fiedler M, Becker H, Hatebur S, Ortloff JH, editors. Chronic-Care -Wissenschaft und Praxis. Berlin, Heidelberg: Springer; 2024. DOI: 10.1007/978-3-662-68415-3
[2] Collasius V. Berufsübergreifende Kooperation in der ambulanten sprachtherapeutischen Praxis: Ergebnisse einer Online-Befragung zu Modellen und Bewertungen der Zusammenarbeit. In: Tan S, Düring S, Wilde A, Hamburger L, Fritzsche T, editors. Spektrum Patholinguistik 16. Schwerpunktthema: Schnittstelle Alltag: Transfer und Teilhabe in der Sprachtherapie. Potsdam: Universität Potsdam; 2023. p.201-217.