Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung
Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung
Selbstreguliertes Lernen bei Medizinstudierenden mit berufspraktischen Vorqualifikationen und der Zusammenhang mit Studienzufriedenheit
2Eberhard-Karls-Universität Tübingen, Medizinische Fakultät, TIME – Tübingen Institute for Medical Education, Tübingen, Deutschland
3Universitätsklinikum Heidelberg, Klinik für Allgemeine Psychiatrie, Heidelberg, Deutschland
4Medizinische Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg, GB Studium und Lehrentwicklung, Abteilung Medizinische Ausbildungsforschung, Mannheim, Deutschland
5Universität Freiburg, Medizinische Fakultät, Studiendekanat, Freiburg i. Br., Deutschland
6Universität Ulm, Medizinische Fakultät, Bereich Studium und Lehre, Ulm, Deutschland
7Universitätsklinikum Tübingen, Studiendekanat der Medizinischen Fakultät, Tübingen, Deutschland
Text
Fragestellung/Zielsetzung: Im Rahmen des selbstregulierten Lernens übernehmen Studierende eine aktive Rolle, setzen sich Ziele, wählen geeignete Strategien, überwachen den Lernprozess und evaluieren die Ergebnisse ihres Handelns. Selbstreguliertes Lernen kann unter anderem mit einer höheren Zufriedenheit im Medizinstudium in Zusammenhang gebracht werden [1]. Bisher unerforscht in diesem Zusammenhang sind berufspraktischen Vorqualifikationen (Berufsausbildung im medizinischen Bereich, Freiwilligendienst von mind. 11 Monaten, Studium vorab), die aufgrund der Vorerfahrung mit fortgeschrittenen Lernstrategien eingehen könnten [2]. In der vorliegenden Studie wird untersucht inwiefern sich Medizinstudierende mit und ohne berufspraktische Vorqualifikationen hinsichtlich selbstregulierten Lernens und Studienzufriedenheit unterscheiden und ob das Vorhandensein einer berufspraktischen Vorqualifikation den Einfluss des selbstregulierten Lernens auf die Studienzufriedenheit moderiert.
Methoden: In den Jahren 2019 bis 2021 untersuchte der Forschungsverbund VSM-BW („Vorqualifikationen Humanmedizin“) berufspraktische Vorqualifikationen u.a. im Zusammenhang mit dem Studienerfolg [3]. Dafür nahmen an fünf Standorten in Baden-Württemberg Dritt-, Sechst- und Zehntsemester sowie Studierende im praktischen Jahr an einer querschnittlichen Befragung teil. Für die vorliegende Subanalyse werden die Daten für validierten Konstrukte zur Studienzufriedenheit (FB-SZ-K) und Strategien zum selbstregulierten Lernen (LIST-K) betrachtet. Als zusätzliche Perspektive zum Thema sind qualitative Interviews mit Personen mit berufspraktischer Vorerfahrung geplant.
Ergebnisse: Es nahmen insgesamt 2370 Medizinstudierenden an der Befragung teil. Erste Vorabanalysen zu den Konstrukten zeigen, dass Medizinstudierende mit einer Berufsausbildung im Mittel geringe Zufriedenheitswerte bezüglich der Bedingungen des Studiums (p<001) und der Bewältigung der Studienbelastung (p=.021) angaben als Personen ohne. Bezüglich der Zufriedenheit der Inhalte des Studiums ergaben sich keine signifikanten Unterschiede. Ein ähnliches Muster zeigte sich für die Vorqualifikation „Freiwilligendienst“, während keine signifikanten Unterschiede in der Zufriedenheit zwischen Personen mit und ohne Studium vorab festgestellt werden konnten. Medizinstudierende mit berufspraktischen Vorqualifikationen verwendeten teilweise verstärkt andere Lernstrategien als Personen ohne. Detaillierte Ergebnisse zur Beantwortung der Forschungsfragen mittels eines Strukturgleichungsmodells inklusive Moderation liegen für die Kongresspräsentation vor.
Diskussion: Inwieweit der Einsatz bestimmter Lernstrategien eine mögliche Erklärung für die geringeren Zufriedenheitswerte von Personen mit einer Berufsausbildung oder einem Freiwilligendienst liefern kann und wie sich daraus gezielte Interventionen zur Förderung der Studienzufriedenheit ableiten lassen, wird nach einer weiterführenden Analyse im Rahmen des Kongresses vorgestellt.
References
[1] Spörer N, Brunstein JC. Strategien der Tiefenverarbeitung und Selbstregulation als Prädiktoren von Studienzufriedenheit und Klausurleistung. Psychol Erziehung Unterricht. 2005;52(2):127-137.[2] Erschens R, Herrmann-Werner A, Schaffland TF, Kelava A, Ambiel D, Zipfel S, Loda T. Association of professional pre-qualifications, study success in medical school and the eligibility for becoming a physician: A scoping review. PloS One. 2021;16(11):e0258941. DOI: 10.1371/journal.pone.0258941
[3] Schröpel C, Festl-Wietek T, Herrmann-Werner A, Wittenberg T, Schüttpelz-Brauns K, Heinzmann A, Keis O, Listunova L, Kunz K, Böckers T, Herpertz SC, Zipfel S, Erschens R. How professional and academic pre-qualifications relate to success in medical education: Results of a multicentre study in Germany. PLoS One. 2024;19(3):e0296982. DOI: 10.1371/journal.pone.0296982