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Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung


08.-10.09.2025
Düsseldorf


Meeting Abstract

Selbstwirksamkeitserwartung und Selbsteinschätzung bei vorklinischen praktisch-propädeutischen Kursinhalten von Zahnmedizinstudierenden aus der Universität Witten/Herdecke (UW/H)

Tim Krankenhagen 1
Jan Ehlers 1
Peter Schmidt 2
Philipp Kofler 2
Andreas Vahlenkamp 3
1Universität Witten/Herdecke, Lehrstuhl für Didaktik und Bildungsforschung im Gesundheitswesen, Witten, Deutschland
2Universität Witten/Herdecke, Abteilung für Behindertenorientierte Zahnmedizin, Witten, Deutschland
3Universität Witten/Herdecke, Abteilung für Zahnärztliche Prothetik und Dentale Technologie, Witten, Deutschland

Text

Einleitung: Im vorklinischen Zahnmedzinstudium an der UW/H sind wöchentliche praktisch-propädeutische Kurse fester Bestandteil des integrierten Lehrkonzeptes. Eine wichtige persönliche Ressource für den Umgang mit alltäglichen Herausforderungen ist die Selbstwirksamkeitserwartung (SWE). Sie beschreibt die subjektive Überzeugung, dass schwierige Anforderungssituationen eigenständig bewältigt werden können [1], [2]. Wegen der limitierten Datenlage zur SWE und Selbsteinschätzung der praktischen Fähigkeiten bei Zahnmedizinstudierenden (ZMS) sollten hierüber weitere Informationen gewonnen werden.

Methoden: An der UW/H wurden die ZMS der Jahrgänge 2022 und 2023 über ein Jahr mit Beginn des Sommersemesters 2024 mittels Fragebögen im praktischen Kurs des vorklinischen Studienabschnittes begleitet. Erhebungszeitpunkte (EZP) waren zu Beginn und am Ende der jeweiligen Fachsemester (FS). Hier wurden sowohl die SWE [3] als auch die Selbsteinschätzung der praktischen Fähigkeiten bezogen auf die Kursinhalte erfragt. Die Erhebung erfolgte mit dem Tool Limesurvey. Es wurden die 95%-Konfidenzintervalle mit IBM SPSS 29.0 berechnet. Ein positives Votum wurde von der Ethikkommission der UW/H eingeholt (#S81/2024).

Ergebnisse: Insgesamt 38 ZMS nahmen an vollständig allen 4 EZP an den Befragungen teil. Die Rücklaufquote betrug 40,4%. Das mittlere Alter lag bei 22,0 Jahren; SD±2,0. Bei 29 (76,3%) der ZMS wurde das Geschlecht „weiblich“ angegeben. Es befanden sich 23 (60,5%) während der Befragung im 2./3. FS und 39,5% (n=15) im 4./5. FS. Die SWE von allen ZMS lag am 1. EZP im Mittel bei 29,8 von 40 möglichen Punkten (95% KI 28,8-30,8). Geschlechterspezifisch zeigte sich, dass die männlichen Teilnehmer zum 1. und 3. EZP eine signifikant höhere SWE [1.EZP (MW 32,6; 95% KI 31,2-34,0) 3.EZP (MW 32,6; 95% KI 31,2-33,9)] gegenüber den weiblichen Teilnehmerinnen [1.EZP (MW 28,9; 95% KI 27,9-30,0) 3.EZP (MW 29,6; 95% KI 28,5-30,7)] vorwiesen. Desweiteren nahm die Selbsteinschätzung der praktischen Fähigkeiten bei allen ZMS vom 1. EZP (MW 3,4; 95% KI 2,8-4,0) zum 2. EZP (MW 7,9; 95% KI 7,6-8,2), als auch vom 3. EZP (MW 3,1; 95% KI 2,6-3,6) zum 4. EZP (MW 7,8; 95% KI 7,4-8,1) signifikant zu. In der Betrachtung der verschiedenen FS und der Vorausbildungen (z.B. zu Zahnmedizinischen Fachangestellt*innen oder Zahntechniker*innen) zeigten sich keine signifikanten Unterschiede.

Diskussion: Die ZMS schätzen ihre SWE als hoch ein. Die geschlechterspezifischen Unterschiede gehen mit den Ergebnissen von Gützmacher et. al. einher [3]. Die Zunahme bei der Selbsteinschätzung zeigt einen positiven Effekt des integrierten Lehrkonzeptes in der Vorklinik. Aufgrund der geringen Stichprobengröße sind die Ergebnisse nur limitierend zu betrachtend.

Take Home Message: Propädeutikkurse im vorklinischen Abschnitt fördern nicht nur Fachwissen und Fertigkeitserwerb, sondern auch die SWE, was eine gute Voraussetzung für den Umgang mit Patienten*innen im klinischen Studienabschnitt ist.


References

[1] Hinz A, Schumacher J, Albani C, Schmid G, Brähler E. Bevölkerungsrepräsentative Normierung der Skala zur Allgemeinen Selbstwirksamkeitserwartung. Diagnostica. 2006;52:26-32. DOI: 10.1026/0012-1924.52.1.26
[2] Schwarzer R. Skalen zur Erfassung von Lehrer- und Schülermerkmalen: Dokumentation der psychometrischen Verfahren im Rahmen der wissenschaftlichen Begleitung des Modellversuchs Selbstwirksame Schulen. Berlin: R. Schwarzer; 1999.
[3] Grützmacher J, Gusy B, Lesener T, Sudheimer S, Willige J. Gesundheit Studierender in Deutschland 2017. Ein Kooperationsprojekt zwischen dem Deutschen Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung, der Freien Universität Berlin und der Techniker Krankenkasse. Berlin: Freie Universität Berlin; 2018. DOI: 10.13140/RG.2.2.29045.09449