Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung
Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung
Ärztliche Kompetenzen und Resilienz: Der Einfluss von Wissenschafts-, Fach- und Kommunikationskompetenz auf die psychische Widerstandsfähigkeit von Medizinabsolvent*innen
Text
Fragestellung/Zielsetzung: Mediziner sind allgemein einer hohen psychischen Belastung ausgesetzt, die zu einem höheren Risiko für stressbedingte Erkrankungen wie Burnout führen. Ein wichtiger Faktor zur Prävention und Milderung der stressbedingten Erkrankungen ist dabei die Resilienz, die als Widerstandsfähigkeit beschrieben wird [1]. Resilienz spielt dabei nicht nur eine wichtige Rolle in Bezug auf die mentale Gesundheit, sondern beeinflusst bzw. wird von anderen Faktoren, bspw. die ärztlichen Kompetenzen, beeinflusst. Studien zeigen, dass die Fachkompetenz, die Kommunikationskompetenz und die Wissenschaftskompetenz positiv mit der Resilienz zusammenhängen, auch unter den Bedingungen der COVID-19-Pandemie [2], [3]. Die ärztlichen Kompetenzen sowie die Resilienz werden im Modell der professionellen Identitätsentwicklung zusammenbetrachtet. Dabei wird aber nicht das Zusammenspiel zwischen den Kompetenzen und der Resilienz miteinbezogen. Aus diesem Grund soll untersucht werden, wie in einem Modell die Resilienz und die ärztlichen Kompetenzen bei Medizinabsolvent*innen zusammenhängen und ob dies sich auch unter COVID-19-Bedingungen replizieren lässt.
Methoden: Die Daten der seit 2014 im dreijährigen Turnus durchgeführten Bayrischen Absolventenstudie Medizin (MediBAS) bilden die Grundlage zur Überprüfung der Hypothese. In die Analyse wurden die Daten der zweiten (Messzeitpunkt 2018/19) und dritten (Messzeitpunkt 2022/23) Erhebungswelle von Befragten der Humanmedizin eingeschlossen. Die befragten Absolvent*innen der dritten Erhebungswelle haben unter COVID-19-Bedingungen ihr PJ durchlaufen.
Der Resilienzstatus wurde mit der 10 Item, Likert-skalierten Connor-Davidson Resilience Scale (CD-RISC) erhoben. Die Fachkompetenz wurde mit 13 Items, Likert-skalierten Freiburger Kompetenzfragebogen erhoben. Die Kommunikationskompetenz wurde mit 9 Likert-skalierten Items in Anlehnung an das CSAS erhoben. Die Wissenschaftskompetenz wurde mit der 10 Item, Likert-skalierten Munich Research Competence Scale erhoben.
Ergebnisse: Ein erstes Modell wurde anhand der bisherigen Erkenntnisse erstellt, das das Zusammenspiel von Resilienz und ärztliche Kompetenzen betrachtet (siehe Abbildung 1 [Fig. 1]). Mit den Daten aus Welle 2 erreichte das Modell einen CFI von .799. Mit Welle 3 (unter Bedingungen von COVID-19) erreichte das Modell einen CFI von .804.
Diskussion: Die bisherigen Ergebnisse bestätigen Vorbefunde, dass die Kompetenzen und Resilienz zusammenhängen, jedoch ist das Modell noch nicht akzeptabel und muss verändert werden. Gründe dafür könnte sein, dass das Modell nicht nur aus Korrelationen besteht, sondern noch andere Einflüsse mitreinspielen, die in weiteren Modellen, die bereits in Planung sind, beachtet werden sollten.
Take Home Messsage:
- Ärztliche Kompetenzen und Resilienz hängen positiv zusammen.
- Ärztliche Kompetenzen und Resilienz sollten gleichermaßen Berücksichtigung in der medizinischen Ausbildung finden.
References
[1] Connor KM, Davidson JR. Development of a new resilience scale: the Connor-Davidson Resilience Scale (CD-RISC). Depress Anxiety. 2003;18(2):76-82. DOI: 10.1002/da.10113[2] Kolb NK, Keil S, Huber J. Do we have a lost generation of junior doctors: Effects of the COVID-19 pandemic on junior doctors‘ resilience status, medical knowledge and medical skills. BMC Med Educ. 2025;25(1):253. DOI: 10.1186/s12909-025-06819-2
[3] Kiesewetter J, Huber J. A primer of an in-depth resilience status for German medical graduates: results of a cross-sectional survey on the status quo of resilience among graduates of human medicine in Bavaria, Germany – a necessary step in building an emotionally equipped healthcare work-force. BMC Med Educ. 2021;21(1):573. DOI: 10.1186/s12909-021-02933-z