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Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung


08.-10.09.2025
Düsseldorf


Meeting Abstract

Einbindung von Lehrkrankenhäusern in den zweiten Studienabschnitt – Machbarkeit und Analyse von Patientenkollektiv, Lernumgebung und Prüfungsleistung

Denise Schaller 1,2
Caroline Klingner 1
1Universitätsklinikum Jena, Klinik für Neurologie, Jena, Deutschland
2Friedrich-Schiller-Universität Jena, Jenaer Medizindidaktik (JEMID), Jena, Deutschland

Text

Fragestellung und Zielsetzung: Der Ärztemangel im ländlichen Raum ist eine der größten gesundheitspolitischen Herausforderungen unserer Zeit. Durch die Einbindung von Lehrkrankenhäusern bereits in den zweiten Abschnitt des Medizinstudiums soll ermöglicht werden, dass Studierende bereits früher in ihrer Ausbildung mit Lehrkrankenhäusern als potentiellen zukünftigen Arbeitgebern in Kontakt zu kommen. Ziel des Projekts war die Evaluation der Machbarkeit der Einbindung von Lehrkrankenhäusern in den Unterricht am Patienten im Fach Neurologie. Zudem erfolgte eine Analyse des Patientenkollektivs, der Lernumgebung und der Prüfungsleistung von Studierenden am Universitätsklinikum und in den Lehrkrankenhäusern.

Methoden: Im WS2023/2024 absolvierten 79 von 250 Studierenden den Stationstag im Fach Neurologie an einem von 6 Lehrkrankenhäusern des Universitätsklinikums Jena und diskutierten im Rahmen dessen einen konkreten Patientenfall aufbauend auf einer selbstständig durchgeführten Anamnese und körperlichen Untersuchung sowie eines umfassenden Aktenstudiums in einer Epikrise. Die diskutierten Patientenfälle wurden in Bezug auf Hauptdiagnosen und Multimorbidität analysiert. Ergänzend erfolgte eine Befragung der Studierenden zur Lehrqualität, subjektivem Schwierigkeitsgrad des Patientenfalls und dem Interesse für das Fach Neurologie.

Ergebnisse und Diskussion: Das Patientenkollektiv zwischen Lehrkrankenhäusern und dem Universitätsklinikum unterschied sich in erster Linie in Bezug auf die Multimorbidität der Patienten. Die diskutierten Diagnosegruppen zeigten sich ähnlich verteilt und entsprachen der Versorgungsrealität. Auch die Häufigkeit des Auftretens seltener Erkrankungen war im Universitätsklinikum und den Lehrkrankenhäusern ähnlich. Die Auswahl der Patienten mit seltenen Erkrankungen war didaktisch sinnvoll bzw. klinisch relevant. In allen beteiligten Einrichtungen zeigte sich eine zufriedenstellende Lehrqualität, auch die Prüfungsleistungen der Studierenden differierten nicht. Unterschiede zeigten sich vor allem in der subjektiven Schwierigkeit des Patientenfalles für die Studierenden, weitere Untersuchungen zu einem möglichen Zusammenhang mit der Lehrqualität als beeinflussendem Faktor sind notwendig.

Take-Home-Messages:

  • Die Einbindung von Lehrkrankenhäusern in den Unterricht am Patienten ist organisatorisch mit angemessenem Aufwand umsetzbar.
  • Herausforderungen sind in erster Linie infrastruktureller Natur. Eine gewisse Flexibilität der Kapazität ist dabei Voraussetzung für eine gelungene Zusammenarbeit.
  • In der Analyse von Patientenkollektiv, Lernumgebung und Prüfungsleistung zeigten sich keine schwerwiegenden Gegenargumente gegen die stärkere Einbindung von Lehrkrankenhäusern.