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Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung


08.-10.09.2025
Düsseldorf


Meeting Abstract

POL-Präsenz vs. POL-Digital – ein Mixed-Methods-Ansatz zur Erfassung von Interaktion und didaktischen Methoden

Denise Schaller 1,2
Caroline Klingner 1
1Universitätsklinikum Jena, Klinik für Neurologie, Jena, Deutschland
2Friedrich-Schiller-Universität Jena, Jenaer Medizindidaktik (JEMID), Jena, Deutschland

Text

Fragestellung und Zielsetzung: Problemorientiertes Lernen (POL) ist eine bereits seit langem im Medizinstudium etablierte Methode des fallbasierten, selbstgesteuerten Lernens. Obwohl in den vergangenen Jahren viele POL-Tutorien online stattfanden und evaluiert wurden, ist noch nicht abschließend geklärt, ob eine der beiden Lernumgebungen der anderen überlegen ist. Ziel des Projektes war es, spezifische Vor- und Nachteile beider Lehrsettings mittels eines Mixed-Methods-Ansatzes zu identifizieren.

Methoden: Im WS 2022/2023 erfolgte eine Online-Befragung der Studierenden des 7. Fachsemesters, die die POL-Tutorien im Rahmen des Blockes Nervensystem und Psyche entweder in Präsenz oder über Zoom absolvierten. In 8 Items wurde dabei die Einhaltung der Vorgaben der 7-Step-Methode erfragt, in 4 Items allgemeine didaktische Aspekte und in 4 weiteren Items Aspekte der Interaktion und Gruppenarbeit. Abschließend wurde noch das subjektive Leistungsniveau in einem weiteren Item erfasst. Die statistische Auswertung erfolgte über Permutationstests mit Python (Version 3.10). Zu Beginn des SS 2023 wurden zudem ergänzend Fokusgruppeninterviews, welche mittels qualitativer Inhaltsanalyse nach Kuckartz ausgewertet wurden.

Ergebnisse und Diskussion: In Bezug auf die Einhaltung der zugrundeliegenden Methode des 7-Step ergaben sich keine Unterschiede zwischen beiden Gruppen. In Bezug auf allgemeine didaktische Aspekte zeigte sich ein signifikanter Vorteil der digitalen Lehre (p=0.0039, beobachteter Mittelwertunterschied: -1.3123), was nahelegt, dass im digitalen Setting didaktische Elemente – etwa der Einsatz digitaler Visualisierungstools – verstärkt zur Anwendung kamen. In Bezug auf die Interaktion in der Gruppe übertraf das Präsenzsetting die digitale Lehre (p=4.44 × 10⁻⁵, Mittelwertunterschied: 1.2670), dies unterstreicht, dass der direkte persönliche Austausch und die Gruppeninteraktion in physischen Räumen deutlich intensiver erlebt wurden. Auch der Lernerfolg wurde im Präsenzsetting als größer eingeschätzt (p=0.0133, Mittelwertunterschied: 0.3321), was darauf hindeutet, dass die unmittelbare Präsenz und der direkte Kontakt sich positiv auf das Leistungsniveau der Studierenden auswirkten. Diese Erkenntnisse legen nahe, dass ein hybrides Lehrmodell – das die Vorteile beider Ansätze integriert – den zukünftigen Anforderungen einer modernen, studentenzentrierten Lehre am besten gerecht werden kann.

Take Home Message: In Bezug auf das Problemorientierte Lernen haben digitale und analoge Lehrsettings komplementäre Vorzüge. Digitale Lernumgebungen können dabei die allgemeine didaktische Methodik wie z.B. die Visualisierung unterstützen, Präsenzveranstaltungen fördern hingegen stärker die Interaktion zwischen den Studierenden und deren subjektiven Lernerfolg. Für eine bestmögliche Lehrqualität in POL-Tutorien sollten daher verstärkt hybride Lehrkonzepte erprobt werden.


References

[1] Leavy JE, Della Bona M, Nelson B, Leaversuch F. A comparison of face-to-face and fully online problem-based learning: Student results and staff experiences, 2014-2020. Health Promot J Austr. 2022;33 Suppl 1(Suppl 1):57-66. DOI: 10.1002/hpja.636
[2] Adongo PR, Epuitai J, Mpagi JL, Nekaka R, Lyagoba I, Odula J, Oboth P. “No PBL is better than online PBL”: Qualitative exploration regarding the perceived impact of online problem-based learning on nursing and medical students’ learning during COVID-19 lockdown. PrePrint. Res Sq. 20 Sept. 2023. DOI: 10.21203/rs.3.rs-3296163/v1