Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung
Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung
Curriculumsanalyse und Roadmaps zur Vertiefung der Integration im Modellstudiengang Humanmedizin der Universität Augsburg
Text
Fragestellung/Zielsetzung: Bei der Entwicklung des Modellstudiengangs Humanmedizin in Augsburg wurde auf Basis des NKLMs [https://nklm.de/zend/menu] ein Spiralcurriculum angestrebt, das ein hohes Maß an horizontaler und vertikaler Integration verwirklichen soll. Evaluationsergebnisse und narratives Feedback zeigen jedoch, dass dieses Ziel noch nicht gänzlich erreicht ist.
In der Literatur werden u. a. verschiedene Stufen der Integration zur Planung des Curriculums thematisiert [1]. Bisher wird aber kein eindeutiges Bild geliefert, wie eine curriculare Integration konkret gestaltet und gesteigert werden kann [2]. Ziel ist daher, ein skalierbares, adaptives und zielorientiertes Verfahren zu präsentieren, mit dem auch andere Standorte arbeiten und die Integration ihres Curriculums vertiefen können.
Methoden: Hierfür wurde ein methodisches Vorgehen in vier Schritten entwickelt:
- Erfassung curricularer Inhalte: Alle Lehrinhalte wurden aus bereitgestellten Lehrunterlagen auf Moodle in einer Lernzieltabelle systematisch erfasst und verschagwortet.
- Themenfeldanalyse und Roadmaps: Interdisziplinäre Themenfelder (u. a. Querschnittsbereiche nach ÄAppO, Fokuserkrankungen des NKLMs) sowie für Lehrende und Studierende relevante Bereiche wurden analysiert und in Roadmaps visualisiert. Diese stellen Verknüpfungen zwischen Grundlagen-, klinisch-theoretischen und klinischen Fächern dar (siehe Abbildung 1 [Fig. 1]).
- Abstimmung mit Lehrpersonen: In Arbeitstreffen wurden erforderliche Kompetenzen eines Themenfeldes am Studienende definiert und anschließend sowohl mit dem NKLM als auch mit dem Ist-Stand des Curriculums anhand der Roadmaps abgeglichen.
- Optimierung und Implementierung: Basierend auf den Analysen werden curriculare Anpassungen vorgenommen, um inhaltliche Verzahnungen zu schärfen, Redundanzen zu reduzieren und Inhalte gezielt aufeinander abzustimmen.
Abbildung 1: Roadmap zur Fokuserkrankung Herzinsuffizienz
Ergebnisse: Ergebnisse der Abstimmungstreffen zeigen, dass die Nutzung der Roadmaps und Lernzieltabelle eine systematischere Planung und integrativere Umsetzung curricularer Anpassungen ermöglicht. Synergien, inhaltliche Überschneidungen und Verknüpfungen zu anderen Fachbereichen (z. B. Pharmakologie) konnten bereits identifiziert werden. Zudem wurde bestimmt, welche Inhalte im Kerncurriculum verankert und welche in den Wahlbereich ausgelagert oder gestrichen werden können. Rückmeldungen von Lehrpersonen deuten darauf hin, dass so Redundanzen verringert werden, die Transparenz curricularer Abfolgen verbessert und die interdisziplinäre Zusammenarbeit unterstützt wird.
Diskussion: Künftig sollen auch Studierende verstärkt in den Prozess einbezogen werden. Zudem wird systematisch erhoben, welchen Mehrwert Lehrpersonen in der Nutzung der Lernzieltabelle und Roadmaps sehen und wie dieser im Verhältnis zum zeitlichen Aufwand des Vorgehens zu beurteilen ist. Insgesamt geht das Vorgehen über reines NKLM-Mapping hinaus und kann auch anderen Standorten Anregungen für strukturierte, datenbasierte curriculare Weiterentwicklung liefern.
References
[1] Harding RM. The Integration Ladder: a tool for curriculum planning and evaluation. Med Educ. 2000;34(7):551-557. DOI: 10.1046/j.1365-2923.2000.00697.x[2] Brauer DG, Ferguson KJ. The integrated curriculum in medical education. Med Teach. 2014;37(4):312-322. DOI: 10.3109/0142159X.2014.970998