Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung
Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung
Patientenkontakt von Anfang an auch im Regelstudiengang? Weiterentwicklung des Lehrformats „Einführung in die klinische Medizin“ im Studiengang Humanmedizin Ulm
2Universität Ulm, Medizinische Fakultät, Bereich Studium und Lehre, Ulm, Deutschland
3Universität Ulm, Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin, Ulm, Deutschland
Text
Fragestellung/Zielsetzung: Gemäß geltender ÄApprO haben die Studierenden vor dem Ersten Abschnitt der Ärztlichen Prüfung eine „Einführung in die klinische Medizin“ (EKM) zu absolvieren [https://www.gesetze-im-internet.de/_appro_2002/BJNR240500002.html]. Ziel des Projektes ist, dieses Lehrformat so auszugestalten, dass dadurch auch in einem Regelstudiengang sehr frühzeitige Patientenkontakte ermöglicht werden, was sonst häufig den Modellstudiengängen vorbehalten bleibt.
Methoden: Es wurde von der fakultätsinternen AG Curriculumsentwicklung ein neues EKM-Konzept erarbeitet. Dies beinhaltet z.T. Lehrformate, wie sie für EKM an vielen Fakultäten genutzt werden (Vorlesungen, Seminare) und z.T. neu entwickelte Module. Besonderheit stellt das neu entwickelte Modul „Ulmer Lehrvisiten“ dar, bei denen die Studierenden im ersten und im zweiten Semester supervidiert, aber eigenständig konkrete Patientenkontakte in Praxen und auf Stationen verschiedener Fachbereiche haben. Vorgesehen sind insgesamt 4 Lehrvisiten je Student*in. Da viele Lehrende keine Erfahrung mit klinischem Unterricht für Studienanfänger hatten, wurden ausführliche freiwillige Briefings dazu angeboten. Für die Studierenden wurden Dienstkleidung sowie Kitteltaschenkarten mit Verhaltensregeln und Leitfragen für den Patientenkontakt bereitgestellt.
Ergebnisse: 18 Abteilungen aus 16 verschiedenen Fachrichtungen haben sich freiwillig an den Lehrvisiten beteiligt, so dass alle 360 Studierenden in 6er-Gruppen aufgeteilt werden konnten. Vor Ort auf den Stationen wurden 3er-Gruppen gebildet. Alle mitwirkenden Fachbereiche haben an den Briefings teilgenommen und sich aktiv an der Erarbeitung der strukturierten Abläufe beteiligt. Die studentische Evaluation der Lehrvisiten (n=126) ergab Folgendes: Der angestrebte konkrete Patientenkontakt hat nahezu überall stattgefunden (96%) und die Studierenden konnten in der überwiegenden Mehrheit supervidiert, aber eigenständig mit Patient*innen in Kontakt treten (91%). Organisation und Strukturierung wurden überwiegend gelobt (74,6% rsp. 84,8%), ebenso die Vorbereitung der ärztlichen Betreuungspersonen (83,9%). Optimierungsbedarf zeigt sich bei den Studierendenkarten, da nur 31,4% der Studierenden diese als hilfreich bewerteten. Das Feedback der betreuenden ärztlichen Personen liegt bis zur GMA-Tagung vor.
Diskussion: Es haben erfreulich viele Abteilungen an den Lehrvisiten teilgenommen. Offenbar wird die Möglichkeit, sich als Fach frühzeitig den Studierenden zu präsentieren, als attraktiv wahrgenommen. Die Rückmeldungen der Abteilungen liegen bis zur Präsentation detailliert vor. Die studentischen Evaluationen ermuntern uns, das Format in jedem Fall fortzuführen.
Take Home Messages:
- Patientenkontakt ist auch im Regelstudiengang ab dem ersten Fachsemester erfolgreich möglich.
- Die Fachbereiche sind sehr aufgeschlossen, sich an diesen frühzeitigen Patientenkontakten zu beteiligen.
- Studierende empfehlen dieses Lehrformat für künftige Erstsemesterstudierende.