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Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung


08.-10.09.2025
Düsseldorf


Meeting Abstract

Stand der interprofessionellen medizinischen und pflegerischen Lehre zum Wundmanagement an deutschen Fakultäten

Anna Weiß 1
Constanze Richters 1
Matthias Stadler 1
Raisa Kiriakidou 1
Anita Hausen 2
Martin R. Fischer 1
Matthias J. Witti 1
1LMU Klinikum, Institut für Didaktik und Ausbildungsforschung in der Medizin, München, Deutschland
2Katholische Stiftungshochschule München, München, Deutschland

Text

Fragestellung/Zielsetzung: Ziel der Studie ist es, den Ist-Stand der Lehre zum interprofessionellen Wundmanagement an medizinischen und pflegerischen Fakultäten zu erheben.

Methoden: Basierend auf den Lernzielen des NKLM, dem Expertenstandard Pflege von Menschen mit chronischen Wunden und der Ausbildungs- und Prüfungsverordnung für die Pflegeberufe wurde ein Fragebogen mit sechs geschlossenen und zwei offenen Items entwickelt. Diese umfassten die Integration von Lernzielen und -methoden sowie interprofessioneller Lehransätze zum Wundmanagement. Der Fragebogen wurde an die Studiendekan*innen der medizinischen Fakultäten (n=40) und an die Koordinator*innen der Pflegestudiengänge der pflegerischen Fakultäten (n=30) in Deutschland mit der Bitte um Weiterleitung an die jeweiligen Lehrverantwortlichen (LV) versendet. Die Auswertung erfolgte statistisch deskriptiv und mittels qualitativer Inhaltsanalyse.

Ergebnisse: Es nahmen 58 LV aus 20 medizinischen Fakultäten und 20 LV aus pflegerischen Fakultäten teil. In der Medizin geben 85-95% der LV an, entsprechende Lernziele zu vermitteln, in der Pflege sind es 70-90%. Interprofessionelle Lehransätze werden von 24% beider Professionen angeboten. In der Medizin variiert die Integration der Inhalte zum Wundmanagement je nach Fakultät. Die Vermittlung erfolgt in Vorlesungen, Seminaren und Blockpraktika. Thematisch stehen Wundheilungsprozesse, Therapieansätze und praktische Fertigkeiten im Vordergrund. Die Inhalte werden sowohl im vorklinischen als auch im klinischen Studienabschnitt angeboten. Auch in der Pflege variiert die Integration je nach pflegerischer Fakultät. Die Vermittlung erfolgt in Vorlesungen, Seminaren und praktischen Übungen. Pflegestudierende erwerben Kenntnisse über Wundheilungsprozesse, Wundassessment und die praktische Versorgung von akuten und chronischen Wunden. Erste Inhalte werden häufig ab dem 2. Semester eingeführt und später vertieft.

Diskussion: Die Lehrthematik Wundmanagement wird in beiden Studiengängen angeboten. Es gibt jedoch Unterschiede in der Ausrichtung der Lehre. In der Medizin erfolgt die Vermittlung inhaltlich und zeitlich fragmentiert. Dies könnte ein Grund für die Unsicherheit der Medizinstudierenden im Bereich der Wundversorgung sein [1], da die zeitlich und inhaltlich verstreute Lehre möglicherweise zu einem lückenhaften Verständnis führt. Im Gegensatz dazu weist das Pflegestudium eine durchgehendere und praxisorientiertere Vermittlung auf. Dennoch fehlt in beiden Studiengängen ein interprofessioneller Ansatz, obwohl die Studienlage zeigt, dass interprofessionelle Lehre zu einer besseren Patientenversorgung führt [2]. Dies unterstreicht die Notwendigkeit neuer interprofessioneller Lehransätze.

Take Home Message: Die Studie zeigt den Ist-Stand der Lehre zum interprofessionellen Wundmanagement an medizinischen und pflegerischen Fakultäten auf. Interprofessionelle Lehransätze sollten vermehrt angeboten werden.


References

[1] Bergendahl L, Werner F, Schmidt A, Ronicke M, Renner R, Erfurt-Berge C. Entwicklung und Evaluation eines interprofessionellen Lehrkonzepts zum modernen Wundmanagement. J Dtsch Dermatol Ges. 2020;18:977-983. DOI: 10.1111/ddg.14230_g
[2] Reeves S, Fletcher S, Barr H, Birch I, Boet S, Davies N, McFadyen A, Rivera J, Kitto S. A BEME systematic review of the effects of interprofessional education: BEME Guide No. 39. Med Teach. 2016;38(7):656-668. DOI: 10.3109/0142159X.2016.1173663