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Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung


08.-10.09.2025
Düsseldorf


Meeting Abstract

Einfluss von Betreuer:innenqualifikation und Verlauf des Diplomarbeitsprozesses auf die Dauer und den wissenschaftlichen Output

Gerhard Zlabinger 1
Anna-Maria Mayer 2
Michaela Wagner-Menghin 3
1Medizinische Universität Wien, Zentrum für Public Health, Wien, Österreich
2Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt, Professur für Empirische Bildungsforschung, Eichstätt, Deutschland
3Medizinische Universität Wien, Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Klinische Abteilung für Sozialpsychiatrie, Comprehensive Center for Clinical Neurosciences and Mental Health, Wien, Österreich

Text

Fragestellung/Zielsetzung: Der Erwerb von Wissenschaftskompetenzen durch angeleitetes Erstellen eines wissenschaftlichen Werks ist essentiell in modernen Medizincurricula [1], um die Entwicklung der Fertigkeiten des Klinischen Denkens zu fördern [2] und Jungwissenschafter*innen auszubilden [3]. An der Medizinischen Universität Wien bereiten zwei Wissenschaftsmodule und ein Planungsmodul auf die Diplomarbeitsphase vor, qualifizierte Betreuer*innen begleiten den Prozess. In dieser Studie wird untersucht, wie sich die Betreuer*innenqualifikation und der Verlauf des Diplomarbeitsprozesses auf die Dauer und den wissenschaftlichen Output auswirken.

Methoden: Diese retrospektive, deskriptive Studie umfasst 6018 bis Ende September 2018 approbierte Diplomarbeiten. Die Betreuung der Diplomarbeiten war in drei Konstellationen möglich: (noch) nicht habilitierte/r Betreuer*in plus habilitierter/m Cobetreuer*in (Q1); (noch) nicht habilitierte/r Betreuer*in mit Bestätigung der Qualifikation zur selbständigen Betreuung durch die/den Klinik-/Zentrumsleiter*in (Q2), habilitierte/r Betreuer*in (Q3). Im Verlauf wurde erhoben, ob es zu einem Wechsel von Thema und/oder Betreuer*in nach Abschluss des Planungsmoduls kam. Die Dauer umfasst die Anzahl der Tage zwischen positivem Abschluss des Planungsmoduls im 4. Jahr und der Approbation der Diplomarbeit. Als wissenschaftlicher Output gilt eine/mehrere in PubMed und/oder OVID unter der Autorenschaft von Diplomand*in und Hauptbetreuer*in gelistete Publikation(en).

Ergebnisse: Bei 25% der Diplomarbeiten kam es zu einem Wechsel des Themas, wobei bei 5% der Diplomarbeiten der Themenwechsel bei gleicher Betreuungskonstellation erfolgte. In Abhängigkeit vom Verlauf variierte die Dauer des Prozesses: Diese betrug bei gleichbleibendem Thema im Median 760 Tage (QA 667-919), 840 Tage im Median (QA 717-980) nach Themenwechsel bei gleicher Betreuungskonstellation und 978 Tage im Median (QA 800-1197) nach Betreuer- und Themenwechsel. Wissenschaftlicher Output entstand aus 31,5% der Betreuer*innen/Studierenden-Konstellationen (26,6% publizierten zum Thema der Diplomarbeit, weitere 4,9% zu anderen Themenstellungen). Die meisten Publikationen (41,9%) entstanden aus der Konstellation Q1 – davon 34,4% diplomarbeitsbezogen und 7,4% zu einem anderen Thema.

Diskussion: Während der Verlauf die Dauer der Diplomarbeitsphase beeinflusst, wirkt sich die Betreuer*innenqualifikation auf den wissenschaftlichen Output aus. Zur weiteren Steigerung der Prozesseffizienz hinsichtlich Dauer sollte den Studierenden die Relevanz der Planungsphase bereits zu Beginn des Wissenschaftscurriculum noch eindrücklicher kommuniziert werden. Die Berücksichtigung spezieller Betreuungskonstellationen kann einen wesentlichen Beitrag zur Optimierung des wissenschaftlichen Outputs eines Wissenschaftscurriculum leisten.


References

[1] Joint Commission of the Swiss Medical Schools. Principal Relevant Objectives and Framework for Integrated Learning and Education in Switzerland. Bern: Joint Commission of the Swiss Medical Schools; 2017. Zugänglich unter/available from: https://www.profilesmed.ch/doc/Profiles_2017.pdf
[2] Barz DL, Achimas-Cadariu A. The development of scientific reasoning in medical education: a psychological perspective. Clujul Med. 2016;89(1):32-37. DOI: 10.15386/cjmed-530
[3] Sklar DP. We must not let clinician-scientists become an endangered species. Acad Med. 2017;92(10):1359-1361. DOI: 10.1097/ACM.0000000000001870