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Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung


08.-10.09.2025
Düsseldorf


Meeting Abstract

Etablierung und Validierung eines Fragebogens zur Erfassung klinischer Selbstwirksamkeitserwartung bei Medizinstudierenden

Lea Jebram 1
Sigrid Harendza 1
1Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf, Zentrum für Innere Medizin, Hamburg, Deutschland

Text

Fragestellung/Zielsetzung: Medizinstudierende fühlen sich auf das klinische Arbeiten nach dem Abschluss des Studiums oft nicht gut vorbereitet. Vorbereitung umfasst neben Wissensinhalten und praktischen Fähigkeiten auch die subjektive Überzeugung, einer Aufgabe gewachsen zu sein und Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten zu haben. Diese sogenannte Selbstwirksamkeitserwartung (SWE) sorgt bei hoher Ausprägung für mehr Durchhaltevermögen und die Bereitschaft, sich mit schwierigen Aufgaben überhaupt erst auseinanderzusetzen. Während sich allgemeine SWE schon gut erfassen lässt, gibt es für die Messung von klinischer SWE bisher kein Instrument.

Methoden: In halbstrukturierten Interviews mit 13 PJ-Studierenden (n=7 weiblich) wurden relevante Aspekte für SWE im Rahmen klinischer Tätigkeiten der Studierenden identifiziert. Hieraus ließen sich 16 initiale Items formulieren. In einer Onlinebefragung beantworteten 104 PJ-Studierende (n=76 weiblich) die 16 Items zur klinischen SWE sowie Bögen zur Erfassung von allgemeinem Selbstwert, Unsicherheit, Emotionalität und allgemeiner SWE. Mittels konfirmatorischer Faktorenanalyse (CFA) wurde die Skala mit 16 Items auf Einfachstruktur überprüft. Cronbachs Alpha wurde als Homogenitätsmaß berechnet. Items wurden anhand inhaltlicher Redundanz, Faktorladungen und Item-Skalen Korrelationen iterativ entfernt. Mit der reduzierten Skala wurden Korrelationen zu den anderen Konstrukten zur Validitätsprüfung berechnet.

Ergebnisse: Die CFA mit allen 16 Items konnte bei einem α=,82 keine Einfachstruktur bestätigen (RMSEA=,079; SRMR=,080; CFI=,799). Eine exploratorische Faktorenanalyse (EFA) zeigte, dass 13 Items auf einen Faktor und 3 auf einen zweiten Faktor luden. Letztere wurden aufgrund der EFA sowie inhaltlicher Überlegungen zu negativer Formulierung und Redundanz entfernt. Noch zwei Items wurden aufgrund von niedriger Item-Skalen Korrelationen (r=,25 und r=,28) und Faktorladungen (0,196 und 0,173) entfernt. Ein Item wurde aufgrund von Redundanz entfernt. Für die resultierende Skala mit 10 Items konnte mittels CFA die Einfachstruktur bei einem α=,78 bestätigt werden (RMSEA=,000; SRMR=,053; CFI=1,000). Die Korrelationen mit allgemeinem Selbstwert sowie der allgemeinen SWE waren signifikant und positiv (r=,51; p<,001 und r=,66; p<,001). Mit Emotionalität korrelierte die Skala signifikant und negativ (r=-,29; p=,020).

Diskussion: Die 10-Item Skala zur Erfassung klinischer SWE ist eindimensional und zeigt gute Reliabilität. Items, die bspw. auf die Abfrage sozialer Aspekte eingingen, zeigten deutlich niedrigere Item-Skalen Korrelationen sowie Faktorladungen, was den Fokus der Skala auf subjektive Überzeugungen bestätigt. Mit allgemeiner SWE korreliert die Skala positiv. Zusammenhänge mit tatsächlichem Verhalten bei klinischen Tätigkeiten sollten im nächsten Schritt untersucht werden.