59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin
59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin
Insuline – quo vadis? „Innovative Insuline“ statt Humaninsuline?
2Hausarztpraxis, Deutschland
3Universitätsklinikum Würzburg, Institut für Allgemeinmedizin, Würzburg, Deutschland
4Philipps-Universität Marburg, Institut für Allgemeinmedizin, Marburg, Deutschland
Text
Namen der Moderierenden sowie der Vortragenden: Moderation Erika Baum. Vortragende Günther Egidi und Bernardo Mertes.
Einzelbeiträge:
- Einführung (Baum; 5 Minuten)
- Humaninsulin am Versorgungsabgrund: Wie sichern wir ein essenzielles Arzneimittel? (Egidi, 15 + 5 Minuten)
- Klinische Evidenz im Vergleich: Humaninsuline versus Insulinanaloga (Egidi, 15 + 5 Minuten)
- Krebsverdacht bei Insulinanaloga – ein abgeschlossenes Kapitel? (Mertes, 15 + 5 Minuten)
- Innovativer Einsatz von Humaninsulin beim Typ-2-Diabetes: Strukturiertes Konzept zur Eskalation und Deeskalation der Insulintherapie in der hausärztlichen Versorgung (Mertes, 20 + 5 Minuten)
- Abschluss: Podiumsdiskussion mit Beschluss konkreter Maßnahmen (alle, 20 Minuten)
Hintergrund: Mit dem geplanten Rückzug von Sanofi und Novo Nordisk droht bis 2026 das faktische Verschwinden von Humaninsulin vom deutschen Markt. Obwohl Humaninsuline laut Nationaler VersorgungsLeitlinie Mittel der Wahl sind und kein wissenschaftlich belegter Vorteil von Insulinanaloga hinsichtlich patientenrelevanter Endpunkte besteht, haben sich letztere durchgesetzt – vor allem durch Marketing und Desinformation. Dies widerspricht der evidenzbasierten Versorgung und wirft ernste medizinische, ethische und gesundheitspolitische Fragen auf.
Zielsetzung/Fragestellung: Das Symposien fragt, wie eine evidenzbasierte, wirtschaftliche und sichere Insulinversorgung unter den Bedingungen eines marktorientierten Gesundheitssystems gewährleistet werden kann – insbesondere in der hausärztlichen Versorgung.
Diskussionspunkt: Wie reagieren Ärztinnen und Ärzte, Patientinnen und Patienten sowie Fachgesellschaften auf den drohenden Wegfall eines bewährten Medikaments? Was muss geschehen, um Patientensicherheit, Wirtschaftlichkeit und Leitlinientreue zu gewährleisten?
Inhalt: Die Beiträge analysieren Marktverschiebungen, fehlende Evidenz zugunsten von Analoga, potenzielle Risiken wie mitogene Effekte, steigende Kosten sowie politische Untätigkeit. Im Fokus steht zudem ein strukturiertes Behandlungsprogramm zum innovativen Einsatz von Humaninsulin („Frankfurter Modell“) zur leitliniengerechten ambulanten Eskalation und Deeskalation der Therapie in der hausärztlichen Versorgung.
Take Home Message für die Praxis: Humaninsuline sind wirksam, sicher und ökonomisch. Ihre Verdrängung erfolgt nicht evidenzbasiert. Die hausärztliche Versorgung braucht Rückhalt durch Politik, Forschung und klare, innovative Behandlungskonzepte für die Eskalation und Deeskalation der Therapie mit Humaninsulin.