59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin
59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin
Entwicklung eines optimierten Behandlungspfades für die ambulante Versorgung von Menschen mit Post-Covid: eine qualitative Interviewstudie aus dem Progress-Projekt
Text
Hintergrund: Etwa 5–15% der mit SARS-CoV-2 infizierten Personen entwickeln anhaltende Einschränkungen ihrer biopsychosozialen Gesundheit, die als Long- und Post-COVID-Syndrom bezeichnet werden. Als häufigstes Symptom wird neben kognitiven Einschränkungen und Atemwegsbeschwerden die Fatigue beschrieben. Ein Leitsymptom der Fatigue zeigt die Zunahme der Beschwerden nach einer nicht proportionalen geistigen oder körperlichen Anstrengung, die als post exertional malaise (PEM) bezeichnet wird. Weitere Symptome sind Myalgie, Arthralgie, kognitive Einschränkungen und Kopfschmerzen sowie Schwindel (Koczulla et al., 2022).
Zielsetzung/Fragestellung: Ziel ist es, einen optimierten Behandlungspfad für die ambulante Versorgung von Post COVID-Patient:innen zu entwickeln. /
Wie sieht ein optimierter Behandlungspfad für die Primärversorgung von Menschen mit Post- COVID aus?
Material und Methoden: Es wird eine qualitative, leitfadengestützte Interviewstudie durchgeführt. Insgesamt werden 12–16 erwachsene Post COVID-Patient:innen und 15–17 Stakeholder (u.a. Haus- und Fachärzt:innen, nicht-ärztliches Gesundheitspersonal, Sozialdienst, Psychologen etc.) aus Hessen rekrutiert. Die Auswertung der transkribierten Interviews folgt der thematischen Inhaltsanalyse nach Braun und Clarke (2019). Zusätzlich sind zwei Fokusgruppen zur Konzentration der Ergebnisse geplant. Gleichzeitig wird ein Scoping Review zur Thematik erstellt. Basierend auf den Erkenntnissen aus den unterschiedlichen methodischen Verfahren wird, im Konsensverfahren, ein Behandlungspfad für die Schnittstelle Hausarztpraxis entwickelt, der die ambulante Versorgung vor und nach dem Klinikaufenthalt optimieren soll.
Ergebnisse: Basierend auf den konsolidierten Erkenntnissen aus Interviews und Fokusgruppen sowie dem Scoping Review wird ein konsensbasierter Behandlungspfad für Hausarztpraxen entwickelt. Dieser Pfad soll konkrete Maßnahmen zur Verbesserung der ambulanten Versorgung vor und nach einem Klinikaufenthalt enthalten. Erste Erkenntnisse werden zum Kongress präsentiert werden können.
Diskussion: Diese Methodenkombination bietet eine umfassende Grundlage für die Optimierung der Post-COVID-Versorgung durch die Berücksichtigung der Patient:innenperspektiven und des Expert:innenwissens. Sie ermöglicht es, praxisnahe Lösungen für die Schnittstelle Hausarztpraxis zu entwickeln.
Take Home Message für die Praxis: Für eine ressourcenoptimierte und bedarfsgerechte Versorgung von Post-COVID-Patient:innen ist die Entwicklung eines evidenzbasierten Behandlungspfad für die ambulante Versorgung ein wichtiger Schritt.