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59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) e.V.
01.-03.10.2025
Hannover


Meeting Abstract

Die vergessene Risikogruppe? Kardiometabolische Gesundheit junger Mütter mit Adipositas – Erkenntnisse aus der PEACHES-Kohorte für die hausärztliche Praxis

Julia Markman 1
Regina Ensenauer 2
1Universitätsklinik Essen, Institut für Allgemeinmedizin, Essen, Deutschland
2Max Rubner-Institut, Institut für Kinderernährung, Deutschland

Text

Hintergrund: Frauen im gebärfähigen Alter gehören zu einer Hochrisikogruppe für Adipositas und deren assoziierten Folgeerkrankungen. Besonders nach einer Schwangerschaft können sich ungünstige kardiometabolische Risikokonstellationen subtil zu langfristigen chronischen Erkrankungen manifestieren. Hausärzt:innen übernehmen eine zentrale Rolle in der Primärversorgung, wobei ein differenziertes Verständnis postpartaler kardiometabolischer Risikofaktoren entscheidend ist, um frühzeitig präventiv handeln zu können.

Zielsetzung/Fragestellung: Ziel dieser Arbeit ist eine Untersuchung des kardiometabolischen Risikoprofils bei Frauen mit Adipositas nach der Entbindung. Es soll herausgefunden werden, welche Risikofaktoren vor, während und nach der Schwangerschaft mit späteren ungünstigen Gesundheitsmerkmalen bei diesen Frauen verbunden sind.

Material und Methoden: Es wurden die Daten von 1.072 Müttern mit und ohne Adipositas aus der prospektiven PEACHES-Kohorte ausgewertet. Die Frauen wurden basierend auf ihrem BMI und der Anzahl erfüllter Kriterien des Metabolischen Syndroms zum Zeitpunkt der postpartalen Follow-up-Untersuchung in unterschiedliche kardiometabolische Risikogruppen eingeteilt.

Ergebnisse: Fast jede zweite Frau mit Adipositas (46,4%) war zum Zeitpunkt der postpartalen Nachuntersuchung von einem Metabolischen Syndrom betroffen. Ein Gestationsdiabetes (Odds Ratio (OR)=1,96; 95% Konfidenzintervall (KI): 1,35–2,88) und Bluthochdruck während der Schwangerschaft (OR=1,81; 95% KI: 1,24–2,65) erhöhten das Risiko für spätere ungünstige kardiometabolische Risikogruppen. Weitere Risikofaktoren waren ein niedriger/mittlerer sozioökonomischer Status (OR=1,66; 95% KI: 1,13–2,45) und eine Gewichtszunahme post partum (OR=1,04; 95% KI: 1,02–1,06).

Diskussion: Eine gezielte Gesundheitsförderung vor, während und besonders nach der Schwangerschaft ist entscheidend, um langfristigen kardiometabolischen Komplikationen bei Frauen mit Adipositas entgegenzuwirken.

Take Home Message für die Praxis: Frauen mit Adipositas und Schwangerschaftskomplikationen sind eine unterschätzte Hochrisikogruppe für spätere kardiometabolische Langzeitfolgen. Hausärzt:innen sollten insbesondere Gestationsdiabetes und Schwangerschaftshypertonie als Red Flags für eine engmaschigere kardiometabolische Nachsorge verstehen.