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59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) e.V.
01.-03.10.2025
Hannover


Meeting Abstract

Evaluation eines telemedizinischen Post-COVID-Beratungsangebots für Hausärzt:innen durch ein interprofessionelles universitäres Team

Lia Heyl 1
Nils Schneider 1
Franziska Annemarie Herbst 1
Kristine Engeleit 1
Anja Hesse 1
Andrea Bökel 2
Christoph Korallus 2
Christoph Egen 2
1Medizinische Hochschule Hannover, Institut für Allgemeinmedizin und Palliativmedizin, Hannover, Deutschland
2Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Rehabilitations- und Sportmedizin, Hannover, Deutschland

Text

Hintergrund: Bei der Versorgung von Patient:innen mit Post-COVID-Syndrom (PCS) ist die Zusammenarbeit von hausärztlichen Praxen und Spezialambulanzen eine wichtige Schnittstelle. Ein Beispiel dafür ist das Projekt ViCoReK (Laufzeit: 06.23–01.25; Förderung: BMG; Projekt-Nr. 2523FEP002), bei dem sich Hausärzt:innen und Patient:innen telemedizinisch von einem universitätsmedizinischen Team der Bereiche Physikalische und Rehabilitative Medizin und Allgemeinmedizin beraten lassen konnten. Inhalte waren rehabilitative Versorgung, Selbstmanagement und psychosoziale Unterstützung.

Zielsetzung/Fragestellung: In der vorliegenden Arbeit wird das Projekt ViCoReK hinsichtlich seiner Inanspruchnahme, der Umsetzbarkeit und des Mehrwerts evaluiert.

Material und Methoden: Die Evaluation basierte auf einem Mixed-methods-Ansatz: Quantitativ erfolgten eine Auszählung der durchgeführten Beratungen sowie eine deskriptive Analyse von Fragebogendaten der Hausärzt:innen und Patient:innen zu ihren Erfahrungen mit der Beratung in SPSS. Qualitativ wurden zwei Fokusgruppen zu Faktoren der Teilnahme von Hausärzt:innen an dem Projekt durchgeführt (02. und 04.24) und inhaltsanalytisch in MAXQDA ausgewertet.

Ergebnisse: Von 09.23 bis 10.24 fanden 218 ViCoReK-Beratungen statt. Ausgewertet wurden Daten aus 104 von Hausärzt:innen und 118 von Patient:innen ausgefüllten Fragebögen. Hausärzt:innen meldeten v.a. Patient:innen mit hohem Leidensdruck und bisher wenig erfolgreicher Behandlung für das Projekt an und erlangten dadurch neue Erkenntnisse. Die Zufriedenheit der Patient:innen war hoch, obwohl 56% von ihnen die empfohlenen Maßnahmen im Verlauf nicht umsetzen konnten. An den Fokusgruppen nahmen 5 bzw. 7 Hausärzt:innen teil. In ihren Praxen wurden nur wenige PCS-Patient:innen versorgt. Das Bedürfnis der Hausärzt:innen nach Austausch mit PCS-Expert:innen war ein wesentlicher Grund für die Projektteilnahme. Zeitliche sowie Digitalisierungs- und Vergütungsprobleme waren hinderlich.

Diskussion: Die Inanspruchnahme der Beratungen war aufgrund des zahlenmäßig geringen Bedarfs an PCS-Beratungen und struktureller Barrieren in der Umsetzung geringer als erwartet. Teilnehmenden bot das Projekt einen großen Mehrwert, indem es (trotz Problemen bei der Umsetzung der Empfehlungen) in komplexen Fällen neue Erkenntnisse brachte.

Take Home Message für die Praxis: Telemedizinische Projekte zur Zusammenarbeit des hausärztlichen und universitären Bereichs zum Thema PCS sind sinnvoll. Sie sollten so gestaltet sein, dass eine Teilnahme für Hausärzt:innen niedrigschwellig und ohne großen technischen und zeitlichen Aufwand machbar ist.