59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin
59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin
Studienmotive, Ziele und Arbeitspräferenzen von Landarztquoten-Studierenden gegenüber Kommiliton:innen mit hausärztlichem Berufswunsch
2Universitätsklinikum Würzburg, Institut für Medizinische Lehre und Ausbildungsforschung, Deutschland
Text
Hintergrund: Zur Förderung des hausärztlichen Nachwuchses wurden in den letzten Jahren Maßnahmen wie die Einführung der sog. „Landarztquote“ (LAQ) umgesetzt. Seit Wintersemester 2020/21 wurden hierüber bis 5,8%, zukünftig bis zu 8% der Medizinstudienplätze in Bayern vergeben. Mit Erhalt eines LAQ-Studienplatzes verpflichten sich Studierende nach der Facharztausbildung zehn Jahre primärärztlich in (drohend) unterversorgten Regionen zu praktizieren.
Zielsetzung/Fragestellung: Welche Merkmale beschreiben LAQ-Studierende im Vergleich zu Studierenden mit gleichem Berufswunsch und anderer Studienzulassung?
Material und Methoden: Seit Wintersemester 2020/21 werden Würzburger Medizinstudierende in den Fachsemestern 1, 5, 10 und 12 anonym online befragt. Hierbei werden u. a. Herkunft, Einstellungen und Motive zur Facharztpräferenz sowie Vorstellungen zur zukünftigen Tätigkeit erfasst. Die Subgruppe LAQ-Studierende wurde mit einer Kontrollgruppe verglichen. Mittels SPSS® wurden hierzu Varianzanalyse und Chi-Quadrat-Test durchgeführt sowie Häufigkeiten, Mittelwerte und Standardabweichungen ermittelt.
Ergebnisse: Von 1.641 Studierenden der Semester 1 und 5 nahmen 709 an der Befragung teil (43%). Davon wurden 53 LAQ-Studierende und 61 Kontrollgruppen-Studierende (KG) miteinander verglichen: während die LAQ-Gruppe erwartungsgemäß älter war (p=0,012) und höhere Zielklarheit aufwies (p<0,000), gab es insgesamt wenig Unterschiede. Bis auf eine stärkere „Berufung“ zur Medizin (p=0,012) und geringeres Naturwissenschaftsinteresse (p=0,022) in der LAQ-Gruppe ähnelten sich beide Gruppen hinsichtlich ihrer Studienwahlmotive (beispielsweise Rollenvorbilder, Altruismus, Einkommen). LAQ-Studierenden ist ein breites Patientenspektrum (p=0,050), unmittelbare Handlungsergebnisse (p=0,005) und langfristige Arzt-Patienten-Beziehungen (p=0,006) wichtiger als der Kontrollgruppe.
Diskussion: LAQ-Studierende zeigen ähnliche Studienmotive und berufliche Zielvorstellungen wie Kommiliton:innen mit gleichem Berufswunsch. Unterschiede zwischen den Gruppen spiegeln vor allem verschiedene Zulassungswege zum Medizinstudium und den Umfang vorheriger Berufsausbildung oder Arbeitstätigkeit wider.
Take Home Message für die Praxis: Trotz der verpflichtenden Bindung an die spätere hausärztliche Versorgung zeigen Landarztquoten-Studierende ähnliche Studienmotive und Tätigkeitspräferenzen wie Kommiliton:innen mit gleichem Berufsziel. Die Zulassungsmodalität scheint dabei das hausärztliche Berufsziel nicht maßgeblich zu beeinflussen.