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59. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) e.V.
01.-03.10.2025
Hannover


Meeting Abstract

Lern- und Fehlerkultur im ambulanten Gesundheitswesen – Qualitative Interviews zur Erfassung von Faktoren zur Förderung von psychologischer Sicherheit

Jule Uhl 1
Maren M. Michaelsen 1
Tobias Esch 1
1Universität Witten/Herdecke, IGVF, Institut für Integrative Gesundheitsversorgung und Gesundheitsförderung (IGVF), Witten, Deutschland

Text

Hintergrund: Psychologische Sicherheit ist eine Grundvoraussetzung für eine konstruktive Lernkultur in Teams. Die multiprofessionelle Zusammenarbeit im ambulanten Gesundheitswesen setzt zur Gewährleistung einer Patient:innensicherheit und Versorgungsqualität eine vertrauensvolle Zusammenarbeit und Kommunikation voraus. Gleichzeitig sind Beschäftigte des Gesundheitswesens durch bürokratische Vorgaben, die Prozessklarheit schaffen können, stark eingebunden.

Zielsetzung/Fragestellung: Ziel ist es zu untersuchen, wie die Lernkultur in der ambulanten Gesundheitsversorgung beschrieben wird.

Material und Methoden: Innerhalb einer Mixed-methods-Studie werden im ersten Studienarm qualitative, leitfadengestützte Expert:innen-Interviews mit Beschäftigten aus dem ambulanten Gesundheitswesen und Expert:innen für Lern- und Fehlerkultur im Gesundheitswesen geführt. Die Datenanalyse erfolgt mittels Grounded-Theory-Methodologie. Die Interviews (n=14–16) werden voraussichtlich ab März 2025 stattfinden und ab April 2025 ausgewertet.

Ergebnisse: Es wird erwartet, dass die Teilnehmenden die praktizierte und idealtypische Lernkultur im ambulanten Gesundheitswesen beschreiben. Darüber hinaus wird der Stellenwert der psychologischen Sicherheit, der Personalführung und der Bürokratie untersucht. Außerdem werden erste Hinweise für den Zusammenhang zwischen der organisationalen Lernkultur, der Arbeitsmotivation, Versorgungsqualität und der Beschäftigtengesundheit identifiziert werden. Die Teilnehmenden werden außerdem um eine Einschätzung gebeten, was aus ihrer Sicht bei der Durchführung einer Intervention zur Stressbewältigung für Beschäftigte des ambulanten Gesundheitswesens wichtig wäre.

Diskussion: In einem zweiten Studienarm werden die Ergebnisse aufgegriffen und es wird vertiefend untersucht, inwieweit sich u.a. die psychologische Sicherheit durch eine validierte Intervention zur Stressbewältigung (Mind-Body-Intervention) bei der Zielgruppe verändert. Hier wird auch die Frage beantwortet, inwieweit eine bessere Lernkultur einen Abbau der internen Vorgaben begünstigen kann. Zur Sicherstellung der Patient:innensicherheit und Versorgungsqualität scheint es vielversprechend einen modernen Umgang mit Fehlern zu untersuchen.

Take Home Message für die Praxis: Eine moderne Lern- und Fehlerkultur könnte die psychologische Sicherheit von Beschäftigten im ambulanten Gesundheitswesen erhöhen, sodass zukünftig dem hohen Grad der Bürokratisierung bei gleichbleibender Patient:innensicherheit und Versorgungsqualität entgegengewirkt werden könnte.